Was mich heute verblüfft hat war ein Gedanke, dass wir unsere Gesellschaft mit der Corona-Krise in zwei verfeindete Lager gespalten haben, die nun eine neue Art von Glaubenskrieg gegeneinander ausfechten. Denn keiner dieser beiden Kontrahenten kann seine Argumente schlussendlich 100% beweisen, weil alle Hintergrundinformationen letzten Endes hinterfragt werden können und auch hinterfragt werden müssen. Für jede Sichtweise gibt es genügend „Experten“ um sie mit Argumenten zu untermauern. Natürlich werden diese „Experten“ und Wissenschaftler von jeder der beiden Gegenseiten heftigst angezweifelt.
Dieses lustige Spiel geht jetzt schon so weit, dass für jede Wahrheit schon eine passende Gegenwahrheit generiert wurde. Man kann nicht mehr glauben, und soll das vermutlich auch nicht. Unsere Realität ist damit zu einer reinen Glaubensfrage degeneriert.
Befinden wir uns etwa noch in einem Rechtsstaat, der nur verzweifelt um sein Überleben strampelt, oder sind wir wirklich das Opfer einer extrem hinterhältigen Verschwörung und einer versuchten totalen Machtergreifung der Superreichen?
Da es mittlerweile niemand mit absoluter Sicherheit sagen kann, stecken wir jetzt wieder in einem Glaubenskrieg, genau wie damals, als es noch darum ging welcher Gott nun der Echte und Richtige sei….
Die beiden Glaubensrichtungen aus einer etwas sarkastisch, biblischen Sicht
Wir sind mit Corona wie in einem altertümlichen Glaubenskrieg hinein gerasselt. Ich habe hier mal versucht etwas sarkastisch diese beiden Lager mit sehr biblischen Worten zu beschreiben um diese These damit noch etwas zu verdeutlichen.
I. Die Zeugen Coronas
Die einen Glaubenskrieger sagen, dass diese teuflischen Verschwörungsanhänger, die nur noch das Böse sehen wollen, sich damit des obersten Herrn schuldig gemacht haben, und damit ketzerisch das ewige Licht der Demokratie und der geheiligten Freiheit unseres Rechtsstaates verleugnen würden.
Nur sie trügen damit letztendlich die Schuld an all der Finsternis und am Untergang, der über unser Land kommen wird, wenn uns nicht die Götter in Weiß hoffentlich noch davor beschützen werden.
Diese Abtrünnigen haben sich vorm allmächtigen Staat versündigt, der hier doch auch nur sein allerbestes versucht. Dieser ganze Abschaum sollte endlich von Angesicht zu Angesicht bei der Polizei ihre Beichte ablegen, und Buße tun in dem sie wie alle brav ihre Masken tragen und ihre Seelen mit Weih-Desinfektions-Wasser reinwaschen.
Und endlich wieder mit uns allen zusammen auf den einzig öffentlich-rechtlichen Weg zurück zu kehren. Denn unsere ewig währende und einzig wahre Demokratie bräuchte so dringend wieder die heilige Einigkeit einer goldenen Mitte, um sich wirkungsvoll gegen diese verblendeten extremistischen linken und rechten Widersacher behaupten zu können, die offensichtlich einen Pakt mit dem Teufel eingegangen sind, und deswegen nur noch an seine finsteren Machenschaften glauben können…..
II. Die Verschwörungstheoretiker
Diese anderen Glaubenskrieger aber schimpfen ebenso lautstark dagegen, dass wir nur wegen diesen verblendeten Schlafschafen alle zur Hölle gehen werden. Wegen all diesen ängstlichen Mitläufern die ihre Zivilcourage längst verloren haben. Und die sich mit offenen Augen, Maulkörben und zugehaltenen Ohren von ihren sündigen Medien-Hypnotiseuren ins allerschlimmste Verderben treiben lassen.
Die Zeugen Coronas seien eigentlich eh schon völlig erblindet in Herz und Hirn und könnten das klare Licht der entsetzlichen und grausamen Wahrheit schon einfach nicht mehr erkennen. Sie würden sich nur verzweifelt oder stolz an die zerfetzte Grundgesetz-Bibel klammern, obwohl ihnen dieses Buch schon längst in ihren Händen zu Staub und Asche zerfallen ist.
Sie alle schritten jetzt nur Hand in Hand, besinnungslos wie in einer Sekte, würdevoll und in schweigender Eintracht einem tödlichen wirtschaftlichen Abgrund entgegen. Aber sie würden diesen kollektiven Selbstmord selbst nicht einmal mehr im Absturz in die Hölle bemerken, einfach weil die Gehirnwäsche ihrer Sektenführer so ein gigantisches Scheitern gar nicht vorgesehen hatte. Sie rufen jetzt alle mit drohendem Zeigefinger zur großen und von allen geheiligten mRNA-Kommunion, und wehe allen die da nicht mitmachen wollten.
Und wenn sie sich nicht endlich die verordneten Scheuklappen, ihrer vom Teufel besessenen Priester, von ihren Augen reißen würden, wird es für uns alle schon sehr bald zu spät sein. Und wir Menschen würden nur wie digitale Sklaven von teuflischen Maschinen ans Kreuz genagelt werden, die unsere Spezies dann ganz langsam und grausam zu Tode zu quälen.
Viel spannender ist doch, was diese beiden Glaubensrichtungen noch gemeinsam haben!
Bei all dem Gezanke wird aber das Augenmerk viel zu sehr auf all die Unterschiede dieser beiden so konträren Anschauungen gelenkt, als auf ihre Gemeinsamkeiten! Denn nur die Gemeinsamkeiten und das was wir zusammen dafür tun können, könnten uns doch hier wieder näher zusammenbringen.
Eine wichtige Gemeinsamkeit besteht darin, dass 1. die Corona Krise einen gewaltigen Einfluss auf unser aller Leben hat, und 2. wir dabei sehr großen Gefahren ausgesetzt sind. Und für alle ist es klar, dass wir 3. diese Krise am liebsten so schnell wie möglich hinter uns bringen möchten.
Doch ich wundere mich doch immer mehr darüber, dass wir uns kaum darüber Gedanken machen, was irgendwann einmal nach dieser Krise ansteht, und was danach dann noch so alles auf uns zukommen wird…..
Wie könnte z.B. diese gespaltene Gesellschaft denn nur wieder zueinander finden?
Wie nur können wir nach einer Entwarnung all die traumatischen Erlebnisse dieser Krise wirklich verarbeiten?
Wie könnte die große Angst in uns und in unseren Kindern wieder geheilt werden?
Wie könnte die Trauer um all die Verstorbenen und die Not der einsamen Leidtragenden überwunden werden?
Wie könnten wir unsere Immunsysteme wieder fit und die allgemeine Gesundheit der Bevölkerung wirklich wieder in den Griff bekommen?
Wie könnten wir unseren Mittelstand soweit unterstützen damit er nicht zugrunde geht?Wie könnte das Finanzsystem dahingehend verändert werden, dass es nicht unter der gewaltigen Schuldenlast dieser Krise zusammenbrechen muss?
Wie könnten wir ökologischer leben, nachhaltiger produzieren?
Was könnten wir denn noch wirklich im Hinblick auf die beständig fortschreitende Umweltzerstörung und dem Artensterben unternehmen?
Wieso wird darüber so gut wie nie berichtet, diskutiert, visualisiert?
Wie wollen wir jemals aus dieser Krise herauskommen, wenn wir keine wirklich neuen Ideen, Vorstellungen und Visionen dafür haben?
Wieso halten wir krampfhaft an einem Überlebenssystem fest, das in vielerlei Hinsicht dem Tod geweiht ist?
Wenn wir nur unser altes System wieder zurückhaben wollen, dann versuchen wir im Prinzip nur einen Krebs-Patienten, der schon seit vielen Jahren auf der Intensivstation liegt, das Leben noch ein weiteres Mal zu verlängern.
Unser Weltwirtschaftssystem ist doch eher wie ein bösartiger Tumor, der schon in alle Bereiche unserer Ökosphäre gestreut hat. Dieses Krebsgeschwür schickt sich schon an, den gesamten Organismus des Lebens auf diesem Planeten (Gaia) zu zerstören.
Wieso sollten wir wirklich so ein Krebsgeschwür noch weiter aufrechterhalten wollen?
Wieso machen wir uns dann so gut wie keine Gedanken darüber, wie es überhaupt so weit kommen konnte, und wie ein grundsätzlich neuer Heilungsansatz für uns alle aussehen könnte?
Wir können diese Krise nicht mit denselben Mitteln überwinden, welche sie ausgelöst hat!
Es wäre wie bei einer Krankheit höchstens nur eine weitere Symptombekämpfung, aber keine wirkliche Heilung unseres zugrundeliegenden Problems.
Können wir es überhaupt erstmal zulassen, dass unser altes System am Ende seines Lebenszyklus angekommen ist? Können wir es jetzt in Ruhe und Besonnenheit sterben lassen? Oder wollen wir lieber aus lauter Verzweiflung laut und panisch herumschreien, oder lieber gleich einfach nur mit ihm sterben?
Können wir uns noch darauf besinnen, dass wir alle noch lebendig sind und einen gesunden Menschenverstand haben, mit dem wir selbst diese Krise durchstehen werden. Sind wir nicht das anpassungsfähigste Lebewesen aller Zeiten auf diesem Planeten?
Ja es wird weh tun, und Ja, es wird uns viel Mühe kosten, aber wenn wir es wirklich wollen, dann bekommen wir damit auch all die Kraft es zu schaffen. Denn wir sind Menschen! Und (noch) keine Maschinen! Ich glaube jetzt kommt es wirklich darauf an was uns Menschen wirklich ausmacht, und was wir an Moral und Werten den Maschinen noch voraushaben.
Solarmichel
Titelbild von Lawrence OP, lizensiert unter CC BY-NC-ND 2.0