Ein Großteil der erwerbstätigen Personen sitzt den ganzen Tag am Schreibtisch, bedient einen oder mehrere Computer, um der Arbeit nachzugehen. Noch vor 100 Jahren war das undenkbar und in weiter Ferne. Die Schreibmaschine, der Telegraf und die ersten Telefone und Fotoapparate galten als Wunderwerke der Technik, die für einige Berufszweige unentbehrlich wurden. Die meisten Menschen hatten aber erst sehr spät Zugang zu den modernen Entwicklungen, die das Leben und Arbeiten nachhaltig verändern sollten.
Den größten Schub machte die industrielle Revolution aus, in welcher Fabriken mit Massenproduktionen zum vorherrschenden Arbeitgeber vieler Regionen wurden. Die Arbeitszeiten lagen häufig bei 14 Stunden und mehr pro Tag, ohne Pausen sieben Tage in der Woche und die Gehälter reichten hinten und vorne nicht. Der Automobilhersteller Henry Ford richtete in den 20er Jahren erstmalig zunächst eine Sechs-, dann eine Fünftagewoche ein, mit 40 Stunden Arbeitsdienst, trotz gleicher Bezahlung für eine Sechstagewoche. Er war auch maßgeblich für die Entwicklung des Fließbandes verantwortlich. Mehr Informationen liefert die Seite henry- ford.net.
Das Fließband und die Massenproduktionen machten Deutschland zu einem Boomland, in dem Bevölkerungswachstum und Wohlstand für viele erreicht werden konnten. Doch auch wenn die Arbeitswelt sich nach und nach wandelte und zumindest in Deutschland Standards und Regelwerke für Arbeitsrecht und -schutz eingeführt wurden, bleibt die enge Verbindung von Mensch und Maschine bis heute bestehen. Doch wie stark haben die Geräte und Maschinen die Arbeitswelt beeinflusst und welche Mechanismen greifen heute, um Arbeitnehmer zu kontrollieren, zu überwachen und zu optimieren?
Die Maschine in der Arbeitswelt – Helfer oder Diktator?
Henry Ford nutzte das Fließband, um Zeit und Arbeitsschritte zu sparen und zwar dadurch, dass die motorisierte Anlage die Karosserien an jede Produktionsstation beförderte, an welcher die Arbeiter ihre zugewiesene Aufgabe erledigten. Durch seine geschickte Konstruktion und Produktionsbedingungen, konnte er die Kosten für die Herstellung herunterschrauben.
Den Nachteil bekamen die Arbeiter zu spüren, denn trotz der Verringerung der Arbeitszeiten mussten sich die Mitarbeiter an die Produktionsabläufe anpassen, an strenge Zeitvorgaben und die ewig monotonen Handgriffe. Charlie Chaplin kritisierte dieses System in seinem letzten Stummfilm “Modern Times”.
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Heutzutage sorgen meist Roboter und rechnergesteuerte Maschinen für die Zusammensetzung am Fließband. Doch dafür sind nun Maschinenführer notwendig, welche an der sogenannten Mensch- Maschine-Schnittstelle die Produktion überwachen, die Maschinen warten und bedienen. Dies erfordert eine Veränderung in der Aus- und Weiterbildung, denn nicht nur die Fertigung des Geräts muss verstanden werden, sondern auch die Maschine selbst. Händeringend gesucht werden Maschinenführer in vielen Branchen, wie in der Chemieindustrie oder im Druckgewerbe. Bedarf ist vorhanden und die Mensch-Maschine-Interaktion gehört wie selbstverständlich zum Arbeitsleben dazu. Auch wenn die Arbeitsbedingungen besser geworden sind, bleibt eine Abhängigkeit von der Maschine bestehen, die zwar nicht mehr ausschließlich das Arbeitstempo vorgibt, aber dennoch eine gewisse Kontrolle über die Vorgänge ausübt.
Während bei einem Werkzeug der Mensch die Kontrolle über die Arbeitsschritte behält, kann er an größeren Maschinen und Rechnern meist nur Befehle eingeben, welche das Gerät zu befolgen hat. Natürlich gibt es in der Entwicklung immer komplexere Vorgänge und Maschinen, die umfassende und präzise Arbeiten durchführen und entsprechende Befehle erhalten können. Doch wer sich bereits mehr als einmal mit einem abgestürzten Computer herumgeschlagen oder bei einem Netzausfall keine Verbindung auf seinem Smartphone erhalten hat, der bemerkt, wie abhängig der Mensch von der Maschine geworden ist.
Der Computer – Eine Maschine für alles?
Die Arbeitswelt ist deutlich komplexer geworden. Heutzutage gibt es eine hohe psychische Belastung und Beanspruchung, während für die meisten Menschen die körperliche Tätigkeit mehr und mehr in den Hintergrund rückt. Vor allem die Flut an Informationen, die täglich durch das Gehirn strömt, über Computer, Handys, Telefone, Fernsehgeräte und das Internet, stellt den Menschen vor immer neue geistige Herausforderungen.
Die Informationen müssen sortiert und verarbeitet werden und oftmals „hilft“ der Computer bei diesen Aufgaben. Die elektronischen Helfer sind seit Jahrzehnten aus keinem Haushalt, Büro oder Fabrik mehr wegzudenken, denn er kann die Vorgänge viel schneller überwachen, kontrollieren und am Laufen halten. Bereits 2004 nutzten laut BIBB zwei Drittel der Erwerbstätigen ein computergesteuertes Gerät für ihre Arbeit, während es 1979 noch sechs Prozent waren.
Bitkom berichtete 2010 davon, dass in Deutschland bereits 61 Prozent der Erwerbstätigen überwiegend einen Computer für ihre Arbeit nutzen. Besonders in der Medien- und Kulturbranche sind 92 Prozent am Computer tätig, Energieunternehmen und Handel folgen auf Platz zwei und drei. Gesundheitliche Folgen können dabei ebenso auftreten, wie ein angestiegener Stresslevel durch die vielseitigen zu erledigenden Aufgaben.
Was bedeutet das für den Menschen? Wie abhängig sind wir von dem Gerät, das schneller rechnen kann, Zusammenhänge versteht und eine Schnittstelle in die unbegrenzten Weiten des Internets darstellt? Darüber hinaus sind immer weniger Menschen für die verschiedenen Arbeitsplätze notwendig, da viele Computer die Aufgaben übernehmen können. Besonders in vielen Produktionsstätten und Fabriken werden Computer die Arbeiter ersetzen, da diese nie müde werden, keine Pausen benötigen, die Fehlerquote gegen Null geht und sie keinen Anspruch auf Urlaub besitzen. Auf der anderen Seite sind auch neue Arbeitsstellen durch die Technisierung und Entwicklung entstanden, die es vorher nicht gegeben hat.
Allerdings gibt es bereits textproduzierende Programme, welche in Zukunft auch Journalisten und Texter ersetzen können, wenn sich die künstliche Intelligenz weiterhin so stark entwickelt. In Japan sind Roboter bereits seit einiger Zeit in der Altenpflege im Dienst, um die hohe Arbeitsbelastung der Erwerbstätigen zu verringern.
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Der Computer ist Arbeitsgerät, Organizer, Rechner und Kommunikationsmittel zugleich und wer acht Stunden im Büro am Computer gesessen hat, wird zu Hause vermutlich entweder noch auf dem eigenen PC oder Smartphone Nachrichten oder private E-Mails lesen, die nächste Reise buchen oder sich über die aktuellen Bundesligaergebnisse informieren. Einige Forscher sehen darin eine Veränderung der Aufmerksamkeitsspanne des Menschen, da durch das Überangebot kürzere Texte, Videos und Grafiken bevorzugt werden und komplexere Inhalte in den Hintergrund rücken. Die Durchschnittszeit auf einer Webseite liegt bei ganzen neun Sekunden. Ohne den Computer geht es nicht mehr und dank der Entwicklung immer neuerer Technologie, wie zuletzt der hoch angepriesenen Smartwatches, bleiben Mensch und Computer den ganzen Tag miteinander verbunden.
Die Vernetzung von allem – wirklich notwendig?
Im etwas angestaubten Film „WarGames – Kriegsspiele“ von 1983 hackt sich ein Computerfreak per Zufall in den Hauptrechner der amerikanischen Luftverteidigung. Er glaubt, ein exklusives Kriegsspiel auszuprobieren und bringt die Welt nahe an einen nuklearen Krieg. Was vor 30 Jahren wie pure Science Fiction klang, ist heutzutage Realität. Cyberangriffe auf Regierungen, Waffensysteme und Industrie sind ebenso zahlreich angestiegen, wie der Datenklau von Privatleuten auf ihren heimischen Rechnern. Fünf Milliarden Geräte sollen bereits mit dem Internet verbunden sein, von Smartphones und Computern bis zu Maschinen in der Industrie, mit einer vermutlichen Steigerung auf 25 Milliarden Geräte bereits 2020 bis 2030. Dies berichtet Gartner INC., eine Informations- und Technologie- Analysefirma aus den USA. Vor der Vernetzung im privaten Leben können wir uns ebenso wenig losmachen, wie von der Vernetzung auf der Arbeitswelt, da wir ansonsten auf einige Vorzüge verzichten müssten, wie vergünstigte Preise im Netz, schnelle Kommunikation oder bequemes Erledigen von Organisation und Planung. Wer sich heutzutage auf eine Stelle bewirbt, muss umfangreiche Fähigkeiten mit Computersoftware besitzen, denn der Arbeitsmarkt verlangt auch heute noch die Anpassung an die vorliegenden Arbeitsbedingungen, die wir oft nur bedingt selbst gestalten können.
Die Frage bleibt dabei nur, ob die Computer wirklich den größten Teil der menschlichen Aufgaben übernehmen „müssen“ oder ob der Mensch doch noch die zentrale Kontrolle behalten kann, wenn einzig die Optimierung von Arbeitsprozessen und finanzielle Einsparungen dafür ausschlaggebend sind.