Weinliebhaber kennen die Hauptgeschmacksrichtungen ihres Lieblingsgetränks quasi aus dem Effeff. Dem Normalbürger sind dagegen nur die gebräuchlichsten Richtungen bekannt (z.B. „trocken“). Um Ihnen einen Überblick über die Geschmacksrichtungen von Wein zu geben, haben wir den folgenden Ratgeber für Sie zusammengestellt.
Die vier Hauptgeschmacksrichtungen im Überblick
Jeder Erwachsene kennt diese Situation: Man steht beim Händler vor dem Weinkühlschrank und versucht, eine geeignete Sorte zu finden. Die Auswahl ist nicht einfach, wenn man die Hauptgeschmacksrichtungen nicht kennt und nicht einschätzen kann, welcher Wein zu welchem Essen passt. Wählt man die falsche Sorte aus, kann sich das erhoffte Gourmet-Erlebnis schnell ins Gegenteil verkehren.
Nach Meinung führender Sommeliers gibt es vier Hauptgeschmacksrichtungen: trocken, halbtrocken, lieblich und süß. Für Schaumwein gelten besondere Maßstäbe, da dieses Produkt viel Kohlensäure enthält, die die Süße deutlich reduziert. Zudem sind die Geschmacksrichtungen hier breiter gefächert als bei herkömmlichem Wein.
Trockener Wein
Als trocken wird ein Wein bezeichnet, dessen Restzuckergehalt 4 Gramm pro Liter nicht überschreitet. Die Grenze wird auf 9 Gramm pro Liter angehoben, wenn der Säuregehalt maximal 2 Gramm pro Liter unter dem Restzuckergehalt liegt.
Trockener Weißwein harmoniert perfekt mit Meeresfrüchten und Fisch. Wenn Sie trockenen Rotwein bevorzugen, empfehlen sich Fleischgerichte. Insbesondere Wildgerichte munden fabelhaft, wenn ein hochwertiger trockener Rotwein dazu getrunken wird. Im internationalen Sprachgebrauch wird trockener Wein meist mit „sec“, „secco“ bzw. „asciutto“ oder „dry“ gekennzeichnet.
Halbtrockener Wein
Halbtrockener Wein darf nicht mehr als 12 Gramm Restzucker pro Liter enthalten. Auch hier gibt es eine Ausnahme: Übersteigt der Restzuckergehalt den Säuregehalt um höchstens 10 Gramm, sind bis zu 18 Gramm pro Liter erlaubt.
Halbtrockener Weißwein ist eine ideale Kombination zu Pasta und hellem Grillfleisch (z.B. Hühnchen). Rotwein mit der Bezeichnung „demi sec“ bzw. „medium dry“ eignet sich besonders gut für Gerichte mit Lamm oder Rind.
Lieblicher Wein
Als lieblich darf ein Wein bezeichnet werden, wenn der Höchstwert von halbtrockenem Wein überschritten wird und höchstens 45 Gramm Restzucker pro Liter enthalten sind. Vegetarier lieben Weißweine, die mit den Begriffen „medium sweet“ bzw. „amabile“ oder „moelleux“ gekennzeichnet sind. Rotweintrinker sollten sich möglichst für eine Pizza oder ein asiatisches Gericht entscheiden.
Süßer Wein
Die vierte Geschmackskategorie wird durch den süßen Wein gebildet. In diese Sparte fallen alle Weine, deren Restzuckergehalt über der Marke von 45 Gramm pro Liter liegt. Die gängigsten Begriffe sind „doux“, „dolce“ oder „sweet“. Süßer Wein wird bevorzugt zu Käse und Desserts serviert. Einige Gourmets trinken gerne süßen Wein zu scharfen Speisen.
Beachten Sie, dass die Geschmackswahrnehmung bei jedem Menschen eine andere ist. Weine mit niedrigem Restzuckergehalt bei niedrigem Säuregehalt können durchaus als süß wahrgenommen werden. Es gibt auch Weine mit hohem Alkohol- und Glycerinanteil. Dies kann zu einer süßen Geschmackswahrnehmung führen, obwohl der Wein als trocken oder halbtrocken ausgewiesen ist.
Der Weingeschmack wird durch die Restsüße bestimmt
Nur wenige Laien wissen, dass der Weingeschmack in erster Linie durch die Restsüße bestimmt wird. Die Restsüße entsteht bei der Herstellung des Weines. Die geernteten Trauben werden zu Traubenmost gepresst. Setzt die Gärung ein, wandeln die enthaltenen Hefen den Zucker in Alkohol um. Dieser Prozess setzt sich so lange fort, bis die natürliche Gärung ihre Grenze erreicht hat oder der Zucker verbraucht ist. Im ersteren Fall bleibt Restzucker zurück.
Je süßer und reifer die verarbeiteten Trauben sind, desto mehr Alkohol ist im Endprodukt enthalten. Die natürliche Gärung endet bei einem Alkoholgehalt von rund 14 Prozent, da bei dieser Konzentration die Hefen absterben. Der Zucker, der nicht umgewandelt werden konnte, bildet die Restsüße (auch: Restzucker). Einige Winzer geben dem Wein Zucker und Hefe hinzu, um eine geringere Restsüße zu erreichen. Durch die Hinzugabe von Alkohol wird hingegen die Gärung gestoppt. Dieses Verfahren wird angewendet, wenn der Wein sich durch eine intensive Süße auszeichnen soll.
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