Putschversuch in der Türkei!
Staatsstreich in der Türkei! Sultan Erdogan beschuldigt die Gülen-Bewegung, eine Parallelorganisation innerhalb der Armee aufgebaut und mit Hilfe dieser verborgenen Struktur den Putschversuch vom 15. Juli 2016 inszeniert zu haben. Was ist da los?
Die Ereignisse begannen sich am Freitag, den 15. Juli 2016, abends kurz vor 23 Uhr Ortszeit, zu entfalten, als im türkischen Fernsehen eine Erklärung verlesen wurde, in der das türkische Militär behauptete, die volle Regierungskontrolle übernommen zu haben, interessanterweise um „die Demokratie und die Menschenrechte zu schützen“. Die „regierungstreuen Polizeieinheiten und Gendarmerie“ kämpften dann in der Nacht gegen die putschenden Teile des Militärs, wobei bei einem Luftangriff auf das Hauptquartier von Spezialkräften der Polizei 17 Polizisten getötet worden sein sollen. [1]
Explosionen erschütterten Istanbul und Ankara, auch der Eingang zum Parlament wurde von einer Bombe oder einer Granate demoliert, das Militär schoss Demonstranten nieder, die den Bosporus überqueren wollten, andere Demonstranten hinderten Panzer daran, den Flughafen einzunehmen, indem sie sich teilweise vor die Räder legten, heißt es.
Demokratie auf türkisch
Das klingt nach Zivilcourage, das Volk erhebt sich, wehrt sich gegen das Militär und gewinnt den Machtkampf mit halbwegs zivilisierten Mitteln. Das erinnert beinahe an den Mauerfall, ich höre schon, wie die politischen Parteien und die Medien, Linke wie Rechte gleichermaßen, das Wunder von Istanbul beschwören. Die Demokratie hat gesiegt, wenn schon nicht das Volk, und sollte es doch kein Sieg der Demokratie sein, dann wird die neue türkische Freiheit immerhin darin bestehen, zu wählen, was auch der Nachbar wählt. Sultan Erdogan forever?
Super, die Türken haben´s also doch drauf mit der Demokratie und dem freien Willen und all dem, was wir anderswo fortwährend als „westliche Werte“ verteidigen müssen. Und wir jubeln verhalten mit – auch wenn es natürlich schade ist, dass es nicht geklappt hat mit der Absetzung des, immer wieder wegen der drastischen Verfolgung seiner Kritiker ins Blitzlicht geratende, türkisch-cholerischen Politikers, meinen die Sultan Erdogan-Skeptiker enttäuscht …
Aber war das auch wirklich so mit diesem erbärmlichen stümperhaften und amateurhaft ausgeführten Putsch, wie die Experten bei ZDF und ARD und CNN und co. jetzt wahrscheinlich promoten, oder sehen wir hier vielleicht eine Inszenierung, die den Stempel einer berüchtigten amerikanischen Agentur mit drei Buchstaben trägt?
Sultan Erdogan und die Gülen-Bewegung
Mittlerweile, einen knappen Tag später, versichert Sultan Erdogan sich und der Welt, dass er die Zügel wieder in der Hand und das Land wie üblich fest im Griff hat. [2]
Die Geschichte ist ein wenig verwirrend, die Lage prekär, denn schließlich gelangte Sultan Erdogan nicht ohne Hilfe von Fetullah Gülen, dem Anführer einer religiösen Gemeinschaft mit Sitz in Pennsylvania, USA, in das Amt des Premierministers, bevor er 2014 türkischer Präsident wurde. Wenn Sultan Erdogan nun mit dem Finger auf seinen alten Busenfreund Gülen zeigt, und in ihm den Initiator des Putschversuches vermutet, dann könnte er möglicherweise wissen, wovon er spricht.
In seinem vor zwei Jahren veröffentlichten Buch „Amerikas heiliger Krieg“ schreibt der kritische Autor F. William Engdahl, über Fetullah Gülen
„Sein Einfluss in der türkischen Regierungspartei AKP Sultan Erdogans war erheblich.“ [3]
Oder handelt es sich bei der Aussage Sultan Erdogans nur um eine falsche Spur, mit der von den wirklichen Initiatoren des versuchten Staatsstreichs abgelenkt werden soll, beziehungsweise dieser dem nächst besten Gegner in die Schuhe geschoben wird? Eine beliebte Taktik, die nicht erst seit den Zeiten des römischen Kaisers Nero zum Handwerkszeug eines jeden schwarz-weiß malenden rechten und linken Politikers gehört.
2013 kam es zwischen den beiden Herren, die sich so ähnlich sehen, wie Neffe (Sultan Erdogan) und Onkel (Gülen) und bis dahin in punkto Zielsetzung und Methoden bestens zu harmonisieren verstanden, zu einem Zerwürfnis. Ein hundert Milliarden schwerer Korruptionsskandal erschütterte die Türkei, in den auch engste Vertraute Sultan Erdogans verwickelt gewesen sein sollen (wenn ich mich recht erinnere, ging es sogar um die Verwandtschaft). Die Initiatoren dieser Hetz- oder Aufklärungskampagne, je nach dem wem man nun Glauben schenkt, sollen Anhänger Gülens gewesen sein.
Die vielgepriesene säkulare Haltung des Militärs
Mittlerweile gibt es nun auch einen Namen für den Anführer der aktuellen militärischen Revolte: Colonel Muharrem Kose. Kose soll erst kürzlich unehrenhaft aus der Armee entlassen worden sein, wo er im Generalstab beschäftigt war. [1]
Und nun wird es in gewisser Weise schizophren. Denn Kose wurde zwar wegen seiner Verbindungen zum Gülen-Clan gefeuert, doch in der offiziellen Putscherklärung vom gestrigen Abend heißt es …
„Die türkischen Streitkräfte haben die komplette Regierung des Staats übernommen, um die verfassungsmäßige Ordnung, die Menschenrechte und die Freiheit, den Rechtsstaat und die öffentliche Sicherheit, die beschädigt worden waren, wiederherzustellen. […] Alle völkerrechtlichen Verträge sind nach wie vor gültig. Wir hoffen, dass unsere guten Beziehungen zu allen Staaten weiter bestehen.“ [1]
Die türkischen Streitkräfte werden gerne als säkulares (weltliches) Gegengewicht zum orthodox-religiös orientierten Sultan Erdogan angesehen, jedenfalls hielten sie Jahrzehnte lang extreme, religiös motivierte politische Parteien im Zaum. Nun soll also ein Anhänger der religiösen Gülen-Sekte auf Seiten der traditionell säkular eingestellten Streitkräfte im Namen der Menschenrechte einen Staatsstreich gegen Sultan Erdogan unternommen haben, der lange genug mit der Gülen-Bewegung sympathisiert hat, und aufgrund dessen der Einfluss des Islam im öffentlichen Leben in der Türkei in den letzten Jahren stetig zugenommen hat …Wie passt das denn zusammen?
Natürlich hat Sultan Erdogan im Laufe seiner Regierungszeit hohe Positionen im militärischen Kommandoapparat mit seinen eigenen Leuten besetzen lassen, so dass die vorherige Aussage bezüglich der angeblichen religiös gemäßigten Haltung des türkischen Militärs vielleicht nur noch bedingt zutrifft, dennoch wird genau dieses Szenario in vielen Artikeln über den aktuellen Putschversuch des Militärs hervorgehoben – das Militär als Verteidiger eines nicht religiös geführten Staates und Bollwerk gegen das Voranschreiten des Islam in der Türkei.
Sultan Erdogans Ansprache
Wenn das die alleinige Ausgangslage wäre, aufgrund derer der Putsch zu bewerten wäre, dann ließe sich immerhin daraus schließen, dass Sultan Erdogans Einflussnahme auf die militärische Führungsriege bereits erfolgreich abgeschlossen war, gerade weil die Putschisten eben scheiterten.
Doch ganz so simpel scheint es bei näherer Betrachtung nicht zu sein, vielleicht ist es sogar genau anders herum. Ein Blick auf den nun ins öffentliche Rampenlicht gerückten Fetullah Gülen und die Hintergründe der Anschuldigungen Sultan Erdogans zeichnen ein komplexeres Bild.
Natürlich hat Sultan Erdogan in einer dramatischen Ansprache über das Handy, das vom staatlichen Sender ausgestrahlt wurde, das Volk aufgerufen, sich dem Militär zu widersetzen. So eine dramatische Ansprache ist schließlich der Kernpunkt der Angelegenheit, wenn man es jetzt einmal mit einem kritischen Blick auf Mainstream-Medien und die selektive Auswahl der Informationen betrachtet, und die heute jedem Politiker geläufigen Strategien, jede Situation zum eigenen Vorteil auszubeuten; reflexhaft oder angeboren, die Experten streiten noch. Er verstieg sich sogar soweit, zu behaupten, es würde keinen Unterschied machen, was die kleine Anzahl an Putschisten aufführe, da er das Volk hinter sich hätte, wie berichtet wurde.
Aber jetzt mal ernsthaft – wie kann er sich da eigentlich so sicher sein? Ist er wirklich schon so weit von der Wirklichkeit abgehoben, oder hatte er handfestere Gründe für seine Selbstsicherheit?
Die zwei Seiten der Gülen-Bewegung
Unter dem Motto „Baut Schulen, keine Moscheen“ und „Unser Dschihad ist Erziehung und Bildung“ weitete der öffentlichkeitsscheue, türkischsstämmige Imam Fethullah Gülen seinen international organisierten islamischen Fundamentalismus auch in Deutschland aus. [3]
Da wird schon mal in Köln ein Privatgymnasium wie das 17 Millionen Euro teure Dialog-Gymnasium gebaut, das nur eines von etwa 100 Bildungszentren der unbekannten Gülen-Bewegung in ganz Deutschland ist, allein zwölf davon befinden sich in Berlin.
Die Gülen-Bewegung baute das Image einer Art sanftem oder vernünftigem Islam auf. Nach außen hin wird die Haltung der zum Dialog bereiten Strömung des Islam vertreten, welche sich in Form verschiedener Dialog-Vereine und Foren manifestiert. Diese Vereine organisieren Konferenzen, zu denen Rabbiner, christliche Priester und Imame eingeladen werden. Der Vorsitzende des Türkisch-Deutschen Akademischen Bundes e.V. Alp Sarac gehört zur Gülen-Bewegung.
Geschickt werden Politiker, wie der ehemalige hessische Justizminister Jörg Uwe Hahn (FDP) oder der frühere Berliner Innensenator Ehrhart Körting (SPD) eingebunden und zu Gästen bei Veranstaltungen der Gülen-Bewegung.
Weltweit soll es um die 1000 von Gülen Anhängern geleitete Schulen in einhundert Ländern geben, darunter auch 150 steuerbefreite Schulen in den USA. In der Türkei erstreckt sich der Einfluss der Sekte auf Universitäten, Krankenhäuser, Wohlfahrtsorganisationen; zur Gülen-Bewegung gehört weiterhin eine Bank und ein großes Medienimperium mitsamt Zeitung, Radiostationen und Fernsehsender.[2]
Die „Lichthäuser“ der Gülen-Bewegung
Beeinträchtigt wird das friedliche Bild durch Aussagen früherer Mitglieder der Gülen-Bewegung, die sich nur unter Zusicherung ihrer Anonymität über das wirkliche innere Leben in den deutschen „Lichthäusern“ der Gülen-Bewegung äußern wollten, handelt es sich doch bei der vermeintlich glücklichen, religiös toleranten Bruderschaft der Liebe in Wirklichkeit um eine erzkonservative, auf strikte Disziplin bedachte und mit Scientology vergleichbare sektiererische Bewegung. Im Mittelpunkt der Lehre steht „Hismet“, ein mit Sklaverei vergleichbarer Dienst am Islam. [3]
Weiter schreibt Engdahl über die Bewegung, dass es zwei Dinge gäbe, die im Zentrum stünden: Der Koran und die Anordnungen Gülens. Gülen wird, allen Ernstes jetzt, von seinen Anhängern als eine Art „neuer Messias“ betrachtet, dessen Ziel die Errichtung eines neuen Zeitalters ist, in dem der Islam über die gesamte westliche Welt herrscht. Und anscheinend ist Geld kein Thema. Der Wert von Gülens Unternehmen wird auf 80 Milliarden Dollar geschätzt. Wodurch oder von wem die Bewegung weiterhin finanziert wird, bleibt ungewiss, allerdings gibt es Hinweise auf eine gute Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Geheimdienst CIA.
Die Gülen-Bewegung – eine CIA Tarnorganisation?
Zwei ehemalige CIA-Mitarbeiter waren Gülen behilflich, als er 1999 die Türkei verlassen und ins amerikanische Exil gehen musste. Die im Verborgenen arbeitende internationale Gülen-Bewegung hat seit den 1990er Jahren der CIA Jahren als Tarnung gedient und in dieser Zeit z.B. 130 CIA-Agenten in ihren Schulen in Kirgisistan und Usbekistan aufgenommen, meint der frühere Chef des russischen Geheimdienstes. Damals sollten die ehemaligen sowjetischen Teilrepubliken von Moskau abspenstig gemacht werden und Gülen scheint eine größere Rolle in dieser Strategie der USA und somit der NATO gespielt zu haben.
Gülen predigt seinen Anhängern eine Strategie: Infiltration.
„Ihr müsst warten, bis der richtige Moment gekommen ist, bis ihr die gesamte Staatsmacht an euch gerissen habt. Wenn wir voreilig handeln, wird die Welt uns die Köpfe einschlagen, Muslime überall werden leiden. Es wäre, wie ein Ei zu zerbrechen, ohne die 40 Tage zu warten, bis das Küken schlüpft“. [3]
Hatte Gülen am 15. Juli 2016 den richtigen Zeitpunkt für gekommen gehalten und sich getäuscht oder hat Sultan Erdogan den Plan vereitelt? Ist der türkische Machtpolitiker Erdogan dem sich im Exil befindlichen Gülen vielleicht sogar zuvorgekommen?
NWO à la Türkei
Beginnend mit zwei Fragen eröffnet sich, mit dem Wissen um diese grob gezeichneten Hintergründe, ein ganzer Fragenkatalog, der natürlich zum jetzigen Zeitpunkt nur in Form von Spekulationen beantwortet werden kann. Die beiden Fragen sind: Wer hat den Putsch wirklich inszeniert? Und: Cui bono (wem nützt es)?
Unbestreitbar ist, dass Sultan Erdogan, falls er siegreich aus diesem Staatsstreich hervorgeht, gleichsam seinen eigenen Staatsstreich vollzogen haben wird. Tausende Leute werden im Zuge der zu erwartenden Aufräumaktion „zur Verantwortung gezogen werden“, von Gnade war von Seiten der selbstbewusst auftretenden türkischen Regierung heute nicht die Rede, und von Sultan Erdogan ist diese noch viel weniger zu erwarten.
Premierminister Binali Yildrim verkündete als erste Maßnahme in der Stunde Null des neuen Sultan Erdogan-Zeitalters, dass die 2839 Soldaten und Offiziere, die am Putsch beteiligt gewesen seien, „angemessen“ bestraft würden. Zwar ist die Todesstrafe aktuell nicht Bestandteil des türkischen Strafrechts, macht sich ja auch nicht so gut als (noch) EU-Anwärter, aber in Anbetracht des gravierenden Tatbestandes einer versuchten Entthronisierung von Sultan Erdogan denkt Yildrim nun über eine Änderung des Strafgesetzbuches nach.
Sollte Sultan Erdogans Vorwurf aber mehr oder weniger zutreffen, und Gülen steckte hinter den Putschisten, dann ließe sich anhand der verfügbaren Informationen nur der Schluss ziehen, dass Gülen direkt den Befehl gegeben haben müsste, denn in Gülens Gottes-Armee schert keiner mal spontan aus der Reihe. Wenn, bzw. falls, das Wort zu dieser kläglichen Revolte von Gülen kam, bleibt jedoch immer noch offen, in wie weit ihm dieses Wort von der drei Buchstaben Agentur in den Mund gelegt wurde.
Hubschrauber schießt in flüchtende Menge
https://youtu.be/fLVRFTA8MG4?t=6
Warum sollte ein Hubschrauber in eine flüchtende Menge schießen?!!! Welchen anderen Zweck kann eine solche Aktion haben, als die Leute gegen das Militär aufzubringen? Aus Sicht der angeblichen Aufständischen macht eine solche Aktion überhaupt keinen Sinn, da sie doch die Menschenrechte usw. wiederherstellen wollen, wenn man der vom staatlichen Rundfunk verlesenen Meldung Glauben schenken will.
Die Türkei – wichtiger Baustein der NATO Geostrategie
Die NATO beobachte derweilen die Lage an ihrem Luftwaffenstützpunkt in der Türkei aufmerksam, heißt es, man sei jedoch zum jetzigen Zeitpunkt nicht alarmiert. Ist ja keine große Sache so ein Staatsstreich in einem befreundeten NATO-Land, und die Putschisten haben ja gleich zu Beginn erklärt, dass alles schön wie bisher weiterlaufen soll. Vielleicht herrscht aber auch deshalb die große Gelassenheit bei der NATO (ist ja schließlich nur ein wichtiger Stützpunkt in der vorgeschobenen „Verteidigung“ gegen Russland und den Iran und überhaupt), weil das Pentagon schon seit Monaten mit der Möglichkeit eines Staatsstreichs in der Türkei rechnete.
„Das Pentagon stellte sogar schon mal vorbeugend öffentlich klar, dass die Türkei auch nach einer möglichen Machtübernahme der Armee in der NATO bleiben werde“,
heißt es bei Kopp-Online. [4] Im nicht-deutschsprachigen Raum war man offenbar schon längst über die Unzufriedenheit innerhalb des türkischen Militärs informiert.
Oder sind die Herren deshalb so gut informiert und unbesorgt, weil sie wieder mal selbst an den Fäden ihrer Marionetten gezupft haben, frei nach dem Motto „Mal sehen, was so alles vom Baum fällt, wenn man daran schüttelt“?
Die Frage bleibt also letztlich: Ist alles nach Plan verlaufen, gemäß der großen Agenda unserer unsichtbaren Herren? In mir bleiben Zweifel, ob diese spontanen pro Sultan Erdogan Demonstrationen wirklich so spontan waren, oder ob nicht am Ende Gülen, Sultan Erdogan und die CIA an einem Strick ziehen, um bestimmte geostrategische Überlegungen der NATO, der FED und der übrigen NWO Fanatiker umzusetzen, was nicht nur im allgemeinen sondern ohne geschichtliche Ausnahme in Tod und Zerstörung endete.
Eine Frage des Glaubens
Ach übrigens, Gülen und seine Befürworter streiten alles ab und halten diesbezügliche Spekulationen für gewissenlos. Leider blieb, neben allen anderen unschuldigen und schuldigen Opfern dieser Inszenierung, auch der angebliche Anführer der Geschichte, Colonel Muharrem Kose, ziemlich zügig auf der Strecke, und ging gleich zu Beginn im Gefecht mit den „Regierungstreuen“ drauf, sodass er nicht mehr befragt werden kann. Es ist zu vermuten, dass spätestens in diesem Moment auch die Wahrheit dran glauben musste und die letztendliche „Wahrheit“ für das Volk wieder mal von den staatlichen und privaten Nachrichtenagenturen, also vom Sieger geschrieben wird.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich werde nicht so schnell glauben können, dass die NATO monatelang über die ernsthafte Möglichkeit eines Putsches von Teilen des türkischen Militärs (einem NATO-Partner!) informiert war und Däumchen drehend daneben stand, wenn die Entfaltung des gegenwärtigen Dramas nicht gewünscht gewesen wäre.
Vielleicht haben die Verantwortlichen seit der Zeit von Operation Gladio, als Italien in Angst und Schrecken gebombt wurde, auch dazu gelernt, jedoch wohl kaum in dem Sinne, dass sie auf einmal ablassen würden von Mord und Totschlag. In 40 Jahren lassen sich einschlägige Methoden gewiss perfektionieren.
Gülen-Bewegung unterwandert türkische Polizei
Verwirrend, im Zusammenhang mit den jüngsten Vorgängen in der Türkei, an der eingangs von Wiki zitierten Aussage, dass „regierungstreue Polizeieinheiten und Gendarmerie“ gegen das ketzerische Militär vorgingen, ist, dass laut den Recherchen von W. Engdahl insbesondere Polizeieinheiten von der Gülen-Bewegung unterwandert worden sein sollen.
Vier türkische Parlamentsabgeordnete der Oppositionspartei CHP hatten den Gülen-Kritiker Hanef Avci im Gefängnis besucht. Dieser hatte ein Buch über die Unterwanderung der türkischen Polizei durch die Gülen-Bewegung geschrieben und war daraufhin festgenommen worden – natürlich von der türkischen Polizei. Im Anschluss gingen sie mit einer Presseerklärung an die Öffentlichkeit. Darin hieß es:
„Dass die Bewegung insbesondere im Polizeiapparat organisiert ist, wussten wir; dennoch waren die weiteren Enthüllungen ein Schock für uns. Der Nachrichtendienst und KOM – Abteilung Schmuggel und Organisiertes Verbrechen stehen außerhalb der Gesetze und sind staatlicher Kontrolle entzogen. […] Es gibt eine Organisation, in der Religiöse die Führung innehaben. Die Ausmaße sind erschreckend. [3]
Wo doch der Anführer der Putschisten auch ein Gülen-Anhänger gewesen sein soll, sodass also sozusagen der eine Gülen gegen den anderen gekämpft hat? Irgendetwas an dieser Angelegenheit riecht verdammt streng.
Update: 678 Soldaten und 10 Offiziere, die am „Putsch“ beteiligt gewesen sein sollen, wurden am Ataturk-Flughafen festgenommen. Bei der Befragung gaben einige der Soldaten an, dass sie der Meinung gewesen seien, an einer Übung teilzunehmen. „Erst als die Leute auf die Panzer zu klettern begannen, verstanden wir alles“, sagten die Soldaten laut einem Bericht der Zeitung Hurriyet.
Burkini-Aktien steigen!
Handelt es sich in diesem Fall eventuell um einen Warnschuss der NATO in Richtung Sultan Erdogan oder ist es eine goldene Leiter für den Sultan auf seinem Weg zu einem islamischen groß-türkischen Reich? Eines ist sicher: Gewinnt er dieses riskante Spiel wird seine Position unbestreitbar ungleich stärker sein als je zuvor.
Man sagt: die Geschichte wiederholt sich nicht, dann wiederum verläuft sie in sich ähnelnden Bahnen und bringt immer aufs neue Variationen der gleichen Blaupause hervor… was man schon 1933 hätte wissen können, wenn die Geschichte nicht dauernd verfälscht werden würde.
Mein Tipp an die Damenwelt: Sollten Sie im Moment gerade einen Türkeiurlaub planen, dann suchen Sie sich besser schon mal ein schönes Kopftuch aus, und – es soll übrigens auch tolle Bade-Burkas geben, wie wär´s mit Schwarz zum Einführungspreis! Ist vielleicht schon bald der neue Exportschlager der Gülen-Bewegung in Deutschland. Als Zeichen des Dialogs, natürlich, was sonst?
Eine Einschätzung der Lage ab Tag 7 der neuen Ära kann man unter Türkei – nach dem Putsch ist vor dem Putsch nachlesen.