Die wahre Quelle aller Spiritualität
Der tiefste Sinn spirituellen Erwachens lässt sich auf eine einfache Wahrheit zurückführen: Nicht das, was du denkst, sondern das, was du bemerken kannst, wenn du nicht denkst, offenbart dir dein wahres Selbst.
Der Raum zwischen zwei Gedanken, die Stille zwischen zwei Worten – genau dort beginnt der Zugang zur tieferen Wirklichkeit. Wir nennen es das Transzendente, reines Gewahrsein, die Quelle oder: Raumbewusstsein.
Doch Worte sind nur Finger, die auf den Mond zeigen. Der Finger ist nicht der Mond. Der Begriff ist nicht das Erlebte.
Objektbewusstsein – die endlose Schleife des Denkens
Das Alltagsbewusstsein, in dem viele Menschen gefangen sind, nennt sich Objektbewusstsein. Es ist gebunden an Gedanken, Gefühle, Sinneseindrücke – an das, was kommt und geht. Es urteilt, erinnert, analysiert. Die innere Stimme kommentiert alles.
Doch wer du wirklich bist, kann nicht von dieser Stimme begriffen werden. Denn wenn du bist, was du denkst, bist du bloß ein Echo deiner Vergangenheit. Ein konditioniertes Selbstbild.
Alles wird durch alte Filter gesehen. Die Welt erscheint verzerrt. Und du bleibst dir selbst fremd.
Spirituelles Erwachen: Das Erleben des Zwischenraums
Wirkliches Erwachen beginnt, wenn du die Stille zwischen den Gedanken wahrnimmst. Den Raum vor einem Satz. Die Leere nach einem Gedanken. Dieser Zwischenraum ist kein Nichts. Er ist lebendig. Er ist reines Bewusstsein ohne Form.
Sobald du diesen Raum erkennst, hörst du für einen Moment auf, zu denken. Und etwas Tieferes tritt in den Vordergrund: eine stille, wache Präsenz.
Du erkennst nicht durch Denken – du erkennst durch Sein.
Die zwei Ebenen des Bewusstseins
Objektbewusstsein
Alles, was du denkst, fühlst, wahrnimmst. Es ist notwendig für die Welt, aber begrenzt.
Raumbewusstsein
Das stille Feld, in dem alles geschieht. Die bewusst wahrnehmende Präsenz. Immer da – aber oft unbemerkt.
Spirituelle Praxis heißt: vom Objekt- ins Raumbewusstsein wechseln. Immer wieder. Bis es zur Gewohnheit wird.
Die Befreiung vom falschen Ich
Das „Ich“, mit dem du dich identifizierst, ist eine Sammlung aus Geschichten, Erinnerungen, Meinungen. Doch dieses Ich ist nicht dein wahres Wesen. Es ist eine Maske.
Erkennst du: „Ich bin nicht meine Geschichte“, beginnt Befreiung. Denn du bist nicht das Drama – du bist der Raum, in dem es erscheint.
Du wirst nicht weniger – du wirst echter.
🧘♂️ Praxisübung: Wahrnehmung der Zwischenräume
Diese Achtsamkeitsübung führt dich direkt ins Raumbewusstsein:
- Setze dich ruhig hin. Atme bewusst.
- Höre auf Geräusche. Spüre die Stille zwischen den Klängen.
- Sprich leise „Jetzt“. Lausche dem Moment davor – und danach.
- Werde dir bewusst: Du hörst nicht nur – du bist das Hören.
- Verweile eine Minute im reinen Dasein. Kein Ziel. Kein Denken.
Diese Übung kannst du täglich wiederholen – besonders bei Reizüberflutung oder innerer Unruhe.
🔎 Reflexionsfragen zur Vertiefung
- Wann bin ich ganz im Denken gefangen – und wann im Raum?
- Was spüre ich, wenn ich einfach nur bin?
- Welche Gedanken halten mich im Objektbewusstsein fest?
- Wie würde mein Leben sich verändern, wenn ich Raum zulasse?
- Welche Rolle spielen Stille und Zwischenräume in meinem Alltag?