Barrierefreie Küchen sind eine Erleichterung für Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Die Ansprüche daran sind individuell und teilweise an Normen gebunden. Worauf es bei der Planung einer barrierefreien Küche ankommt, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Welchen Zweck hat eine barrierefreie Küche?
Barrierefreies Wohnen ist längst kein Modebegriff mehr. Vielmehr ist es eine vorausschauende Bauweise, die auf ein sichereres sowie entspannteres Leben und Wohnen abzielt.
Ob für Menschen mit körperlichen Einschränkungen oder im hohen Alter – die Sicherung der Lebensqualität, die bestmögliche Selbstversorgung sowie ein Alltag ohne Einschränkungen sind dabei zentrale Eckpunkte.
Per Definition bedeutet Barrierefreiheit, dass u. a. Gebäude, öffentliche Plätze, Arbeitsplätze, Wohnräume, Verkehrsmittel sowie Freizeitangebote und Dienstleistungen so gestaltet sind, dass sie für alle Menschen ohne fremde Hilfe selbstständig zugänglich sind.
4 Tipps, um die Küche individuell und barrierefrei zu planen
In vielen Haushalten ist die Küche der zentrale Treffpunkt, wo man täglich viel Zeit verbringt. Ob zum Frühstück, Mittagessen oder zwischendurch zum Kaffee – vor allem bei Neubauten sind Küche und Essraum häufig in Form einer offenen Küche miteinander verbunden und laden zum Verweilen ein.
Bereits bei der Wohnraumplanung sollte also ein besonderes Augenmerk auf der Küchenplanung liegen, denn diese sollte unbedingt auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt sein. Nur so ist eine bestmögliche Nutzung ohne Einschränkungen gewährleistet.
Tipp #1: Prüfen Sie die Voraussetzungen
Je nach Bedarf muss eine Küche ergonomisch an ihre Benutzer angepasst werden. Für die Barrierefreiheit gibt es verschiedene Normen und Richtlinien, wie z. B. die Norm DIN 18040-2, welche diverse Merkmale einer behindertengerechten Küche anführt.
Darin wird u. a. festgehalten, dass der vorgesehene Raum für die Küche eine Mindestfläche von 1,5 Meter Durchmesser bieten muss, um sich uneingeschränkt mit dem Rollstuhl oder dem Rollator fortbewegen zu können.
Zudem ist es nötig, dass die Türen mindestens 90 cm breit sind, damit eine Durchfahrt ohne Komplikationen möglich ist. Speziell in Notfällen kann dies lebensrettend sein!
Tipp #2: Planen Sie eine sinnvolle Anordnung der Arbeitsfläche
Für eine einfache Bedienung in der Küche ist es in puncto Barrierefreiheit wichtig, die Arbeitsfläche so anzuordnen, dass ein reibungsloser und vor allem einfacher Arbeitsfluss zwischen den einzelnen Tätigkeiten möglich ist.
Das Ziel davon ist kraftsparendes Arbeiten ohne unnötige Umwege. Für Menschen mit einer Gehbehinderung bedeutet dies beispielsweise, dass sich die Arbeitsplatte neben dem Herd und der Spüle befindet.
Menschen mit Rollstuhl profitieren außerdem von einem Eck-Arbeitszentrum, da der Fahraufwand dabei so gering wie möglich gehalten wird. Drehbewegungen reichen dabei völlig aus, um zwischen den einzelnen Arbeitsschritten zu wechseln.
Tipp #3: Beachten Sie die richtige Höhe der Arbeitsfläche
Die Höhe der Arbeitsplatte, der Spüle sowie der Herdplatte muss an die Bedürfnisse des Nutzers ausgerichtet sein.
Für Menschen im Rollstuhl bedeutet dies, dass die gesamte Küche senkrecht anfahr- und unterfahrbar sein muss. Für eine optimale Arbeitshöhe gilt ein Richtwert von 82 cm und eine Beinfreiheit von 67 cm. Das entspricht ungefähr der Kniehöhe bei Rollstuhlfahrern.
Die Kochfläche sollte in einer Höhe von ca. 80 cm positioniert werden. Am besten geeignet sind Kochplatten aus Glaskeramik, da sie die geringsten Gefahren bergen. Dazu sind die Bedienelemente am vorderen Rand anzubringen.
Auch sollten der Backofen sowie die Spülmaschine in passender Höhe montiert werden. Eine einfache Bedienung steht dabei stets im Vordergrund.
Tipp #4: Planen Sie praktische Stau-Systeme ein
Speziell in kleineren Küchen muss der Stauraum oft nach oben verlegt werden, weshalb deckenhohe Einbauschränke sich einer stetig wachsenden Beliebtheit erfreuen. Allerdings sind diese für ältere Menschen sowie Personen mit Beeinträchtigung nur schwer zugänglich.
Deshalb sind elektrisch höhenverstellbare Ober- und Hängeschränke eine sinnvolle und vor allem praktische Möglichkeit, um den vorhandenen Platz optimal ausnutzen und dennoch eine einfache Handhabung zu gewährleisten.
Sie lassen sich einfach per Knopfdruck auf die Körperhöhe absenken. Manche Modelle sind zudem so konzipiert, dass sie nach vorne gesenkt bzw. leicht gekippt werden können. Das erleichtert die Erreichbarkeit noch einmal um ein Vielfaches.
Eine barrierefreie Küche für uneingeschränkte Lebensqualität
Barrierefreie Küchen sind aktuell nicht mehr so fremd, wie noch vor ein paar Jahren. Daher bieten immer mehr Hersteller innovative Lösungen an. Es gibt sogar Küchenzeilen, die komplett höhenverstellbar sind.
Auch wenn durch die Unterfahrbarkeit kaum bis gar keine Unterschränke mehr verbaut werden können, lässt sich dieses Problem mittels praktischer Rollcontainer lösen. Sie bieten genügend Stauraum, sind jedoch viel flexibler und lassen sich problemlos beiseiteschieben.
Planen Sie eine barrierefreie Küche so gut es geht und so detailliert wie möglich, denn so sorgen Sie für ein dauerhaftes uneingeschränktes Kocherlebnis in Ihren vier Wänden.