Geschichts- und Geographieunterricht für das Merkel: Canossa liegt in Washington D.C.

Nun war es endlich soweit: Das Merkel durfte dann doch und endlich am 17. März auch nach Washington kommen. Man könnte ja gemein sein und hingehen um zu schauen, in welcher Hierarchieabfolge, in welchem Zeitraum seit Amtsantritt von Donald Trump dies erfolgte.
Fast möchte so etwas wie Mitleid mit dem Merkel aufkommen: Der graue Teint, die gebeugte, ja schon hängende Körperhaltung, das zur traurig-trotzig-wütenden Mine erstarrte Gesicht mit den hilflosen Augen, die sich nirgendwo festhalten können; die noch tiefer eingegrabenen Falten um einen Mund, der nicht ein einziges Mal sich zu einem wenigstens formal-höflichen „Lächeln“ verformt und wie gemeißelt erscheint.
Seit dem Entsteigen der gepanzerten Limousine vor dem „Weißen Haus“ scheint das Merkel von Sekunde an mit den ach so hilflos wirkenden Blicken einen auch noch so kleinen Halt, etwas Vertrautes, etwas Sicherheit Gebendes zu suchen. Es gelingt Merkel einfach nicht. Da hilft es auch nicht, dass ein einsamer Journalist der „SZ“, Matthias Kolb, in einer „repräsentativen Befragung“ von vier nicht genannten „Kronzeugen amerikanischer Stimmung“ zu solch bemerkenswerten Formulierungen findet wie

„Es gibt weiter enorme Bewunderung für „Germany“: Vielen imponiert, dass hier noch hochwertige Dinge produziert werden. Fast alle Amerikaner mögen Bier und Autos, immer mehr Latinos schauen die Bundesliga und außerdem haben 46 Millionen US-Bürger deutsche Vorfahren.1

Soviel „Begeisterung“ hätte Merkel doch eigentlich Mut machen sollen. Zumal unser „Repräsentativ-Journalist“ noch viel mehr gesehen und gehört hat:
„Weil der Gegensatz zu Trump größer kaum sein könnte, wird die Kanzlerin fast bewundert. … sie sagt lieber zu wenig als zu viel und twittern tut sie auch nicht. Wenn es ein ausländischer Politiker schafft, Trump zu bändigen, dann wohl die Kanzlerin.“(!)1
Und US-Korrespondent Steffen Schwarzkopf legte dann noch einmal aber richtig kräftig nach und betonte in einer Live-Übertragung,

„Merkel werde sich auf keinen Fall wie Theresa May am Nasenring durch die Arena führen lassen“2

Na, hoppla. Das sitzt doch!! Gebracht hat es eben so wenig, wie das Briefing vor und von Top-Managern und Strategen der deutschen Wirtschaft.
Es sah eher aus, als würde man Merkel einen Rucksack voller Brocken schultern, mit denen als Wurfgeschossen die oben zitierte „Bändigung“ des amerikanischen Präsidenten erfolgen sollte.
Und so wusste man dann auch in den Massenmedien hierzulande schon vor Reiseantritt, wie dieser Besuch – der übrigens lächerlicherweise wegen 6 cm Neuschnee auch noch um zwei Tage hinausgeschoben wurde – (ein Schelm, wer darin eine politische Geste oder gar einen „Wink mit dem Zaunpfahl“ aus Washington sieht), wie also dieser Besuch inhaltlich ablaufen würde.
Das Merkel hatte die Tagesordnung im Rucksack und der Präsident würde sich wohl „sehr warm anziehen“ müssen. Immerhin reiste schließlich die „mächtigste Frau der Welt“ als „letztes Bollwerk zur Verteidigung westlicher Werte“ an.3
Trump hat dies wohl entweder nicht mitbekommen oder nicht verstanden. Im Groß-Deutschen Größenwahn wussten unsere MSM jedenfalls im Vorfeld zu berichten

„…die Kanzlerin (trifft) erstmals US-Präsident Trump. Die Themen Freihandel und Importzölle stehen im Zentrum (!!!) der Gespräche. Sie pocht auf Partnerschaft, will aber eine deutliche Warnung aussprechen. … die Amerikaner haben großen Respekt vor der … mächtigsten Politikerin der Welt …“ denn oder auch schließlich hatte Merkel ja „… Ende Januar eine dreiviertel Std. telefoniert. Da hat Angela Merkel dem Präsidenten die ‚Genfer Flüchtlingskonvention“ erklärt und klar gemacht…“3

Das war offensichtlich sinnlos verschossenes Pulver. Das ganze Unterfangen geriet aus deutscher Sicht nicht nur völlig daneben – es ging absolut nach hinten los und so mutierte der angekündigte große Auftritt des Merkel zum Canossa-Gang.
Selbst die nun wirklich um Schadensbegrenzung bemühten deutschen Medien konnten sich in ihren „Ver- und Zerschnitten“ lediglich noch zur geradezu hämisch oder höhnisch wirkenden Berichterstattung aufschwingen, man habe sich schließlich die Hand gegeben und ist nicht aufeinander mit Äxten losgegangen. Wenn das kein Erfolg ist!
Anders sieht es aus, wenn man sich die (z.B.) amerikanischen Übertragungen anschaut und analysiert.
Die „gemeinsame Pressekonferenz“ wurde zur Veranstaltung des „Ab Watschens“ für Merkel.
Ein sichtlich fast schon hilf- und ratlos wirkender Donald Trump bemühte sich in einer sehr verkrampften Körperhaltung irgendwelche konkrete Ergebnisse des Merkel-Besuches festzustellen. Und er kam auch tatsächlich zu einem Fazit:
Immerhin schaffte es Donald Trump auf dieser Pressekonferenz sieben Punkte zu benennen, die er so zusammengefasst hat:

  1. Gemeinsame Interessen: Sicherheit, Wohlstand, Frieden
  2. „Tiefführendes Gespräch“ im Beisein deutscher und amerikanischer Unternehmen
  3. „Berufsausbildungsprogramme weiter ausbauen“ und auch „Frauen in die Wirtschaft einbinden“
  4. „Unterstützung in der NATO“ – wenn alle ihren Beitrag zahlen
  5. Dank für Zusage auf Erhöhung der deutschen Verteidigungsausgaben auf 2% BIP
  6. Dank für Führungsrolle mit Frankreich im Prozess um den Ukraine-Konflikt
  7. Zusammenarbeit zum Schutz vor radikal-islamistischem Terror

„Mutti“ sah die Dinge wohl etwas anders. Ihr Statement kam zu folgendem Resümee:
Man habe sich über das Verständnis von Europa und seinen Werten unterhalten.
Sie habe dem Präsidenten ihren Standpunkt zu Europa, zur EU und zu der Rolle Deutschland darin dargelegt.
Und, ja, die amerikanisch-deutschen Beziehungen würde man auch künftig in Deutschland als wichtig ansehen und sei um deren Pflege bemüht.4
Immerhin ist es Merkel gelungen, dem „Hassprediger“ Trump, so der ehemalige deutsche Außenminister, ihre „moralische Überlegenheit durch drei Momente klar zu machen:

  1. Sie nennt Trump nicht einmal beim Namen
  2. Sie schafft während der Antwort nicht einen Blickkontakt zu Trump
  3. Sie lehnt es ab, ihre desaströse Flüchtlingspolitik auch nur Ansatzweise einer Überdenkung zu unterziehen. 5

Schluss, und aus – die Maus – könnte man an dieser Stelle sagen, wenn da nicht noch ein „klitze-kleines“ diplomatisches „Tüpfelchen“ während der „gemeinsamen“ Pressekonferenz gewesen wäre:
Auf eine – direkt zunächst an Merkel – gestellte Frage einer dpa-Reporterin lässt Trump Merkel einen einzigen Satz beginnen, fällt ihr aber sofort rigoros ins Wort und schneidet ihr jede Möglichkeit einer Reaktion ab, um anschließend ausführlich klar zu machen, wie man mit solchen Fragen umzugehen hat.
Merkel hat Washington auf eine Weise verlassen, dass es schon akademisch anmutet, darüber zu streiten ob es eine Flucht oder ein Rückzug war. Eines allerdings ist klar: den viel zu schweren Rucksack mit dem sie anreiste musste sie wieder mitnehmen, ohne auch nur einen einzigen „Brocken“ platziert zu haben.
Was hatte sich „Mutti“, was hatte sich die deutsche Regierung, das deutsche Establishment eigentlich vorgestellt? Hat man wirklich geglaubt, dass ausgerechnet ein Donald Trump vergisst, was ihm – und zwar GANZ PERSÖNLICH – aus Deutschland seit dem Herbst vergangenen Jahres angetan wurde? Hatte man wirklich erwartet, dass in Washington D.C. übersehen wird, wenn Merkel zwei Tage vor Besuchsantritt die Wirtschaftsministerin Zypries „von der Leine“ lässt, um Trump Forderungen, Bedingungen, Voraussetzungen etc. zu diktieren? 6
Der bereits mehrfach zitierte „SZ“-Fachmann Matthias Kolb klebt an seiner eigenen Propaganda und Hetze. Nur so ist zu verstehen, wenn sich Kolb in der Kommentierung des Besuchs von Merkel bei Trump zu der haarsträubenden und alle Fakten auf den Kopf stellenden Äußerung hinreißen lässt:

„ Trump gibt sich von seiner freundlichen Seite … schließlich hatte er etliches gut zu machen.“2

Für Merkel jedenfalls liegt Canossa in Amerika, Washington D.C.
Um das zu verstehen, muss man die Vorgeschichte kennen. Hier meine mehrteilige Artikelserie zum Thema Trump und Deutschland – oder umgekehrt – als zusammengefasste und etwas überarbeitete Fassung zu eben dieser Vorgeschichte.
Außerdem wichtig zu lesen, Martin M. Luders Satire-Kolumne: Fakenews von Trump enlarvt!

  1. www.sueddeutsche.de: Trump empfängt Merkel: Warum das Verhältnis so angespannt ist[][]
  2. www.welt.de: „Wir haben ein zielführendes Gespräch geführt“[][]
  3. http://www.msn.com/de-de/nachrichten/donald-trump/us-pr%C3%A4sident-trump-empf%C3%A4ngt-kanzlerin-merkel/ar-BByhM70?OCID=ansmsnnews11: US-Präsident Trump empfängt Kanzlerin Merkel[][]
  4. http://www.msn.com/de-de/nachrichten/donald-trump/us-pr%C3%A4sident-trump-empf%C3%A4ngt-kanzlerin-merkel/ar-BByhM70?OCID=ansmsnnews11: US-Präsident Trump empfängt Kanzlerin Merkel, www.welt.de: Bei Merkel und Trump gibt es eine entscheidende Frage[]
  5. www.welt.de: Trump wirft jetzt auch dpa-Reporterin „Fake News“ vor[]
  6. www.welt.de: Darüber will Merkel mit Trump reden, www.faz.net: Warum heute ein wichtiger Tag für die deutsche Wirtschaft ist[]
Dr. Lothar Wanderer
Dr. Lothar Wanderer
1955 in Leipzig geboren. Studium: politische Philosophie, Geschichte, Soziologie; Forschungsseminar Sinologie und politische Organisation des Staates und der Zivilgesellschaft; Dipl. Lehrer für politische Wissenschaften; Tätigkeiten: HS-Lehrer, Dozent an Polizeihochschule; 1991 als Polizeirat a.D. aus Polizeidienst ausgeschieden; seit dem überwiegend freiberuflich tätig; u.a. Publikationen, Vorträge, Seminare, Unternehmensberater, Kommunalpolitik. Politisch: demokratisch-Links

2 Kommentare

  1. Da hat Frau Merkel und Donald Trump was vergessen: Art.120GG Der Bund trägt die Aufwendungen für Besatzungskosten und die sonstigen inneren und äußeren Kriegsfolgelasten nach näherer Bestimmung von Bundesgesetzen. Macht nix kann passieren, packen wir die nato-Rechnungen oben drauf. Kuckuck, das macht doch nix, das merkt doch keiner (Scheibner1979) Donald Trump, Congress-Speech: We want peace, wherever peace can be found. America is friends today with former enemies. Tja, wer suchet der findet, oder auch nicht, Da is nix zu finden, ja wo isser den der Frieeee, ähm wie war das Wort doch gleich? Was war punkt eins: Gemeinsame Interessen: Sicherheit, Wohlstand, Frieden….F R I E D E N , ja was ist das denn, kennen wir doch noch nicht, seit 250 Jahren und das muß tüchtig gefeiert werden. Frau Merkel, wo war ihr Rückgrad, wo war die Frage an den Boss: Nu, lass mal einen Friedensvertrag rüber kommen, meen gutster….Nüscht, gar nüscht. Wenn Bilder sprechen könnten, die von dpa, von Frau Blau, neben Ivanka Trump, jüdische Konvertit, ja da haben wir doch eine kleine Gemeinsamkeit. Und die langen Mundwinkel erst, bis zum nördlichsten Südpool und da ist es kälter als drausen, eben gobalWar und eiskaltes gewandeltes Klima. Ist niemand aufgefallen, die Flaggenparade hinter den beiden. Es waren die „VolksWFlaggen aufgestellt, nicht die hervorstechende mächtige und über allen Mächten stehende Firmenflagge, die mit der goldenen Kordel drum herum, abwertender konnte kein Empfang sein. Wenigstens war der eredogan so konsequent und hat den bunten rechtlosen Lappen erst gar nicht aufgestellt. Nun fragen wir uns mal, warum isse denn überhaupt zum Kurz-Raport rüber geflogen, auf Firmenkosten, bezahlt vom Bürgen. Das hätte doch ein LiveChat doch auch getan über GoogleMicrosoftlive oder so. Nunja, Bilder machen, als letztes Erinnerungsfoto vor dem Abgang. jetzt isse grad über Nova Scotia gedüst, ich vergaß zu winken, war eh Schneewolken drunter, nun redet sie sich sich auf den ganzen Heimweh ein, es war ein Erfolg auf ganzer Linie. Wir hams jeschafft, ein Fototermin mit Donald Trump. Den Rest der blamablen Watschen-Story, vergessen wirs, das macht doch nix, das merkt doch keener. Kuckuck.

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