Ob nachträglich eine Öffnung für Kabel oder Leitungen geschaffen soll, oder eben die genaue Lage beim Bau eines Gebäudes noch nicht definiert werden kann – die Kernbohrung kommt immer dann zum Einsatz, wenn Bohrungen größerer Durchmesser durch massive Bauteile aus Beton oder Mauerwerk erstellt werden sollen.
Die Kernbohrung – maßhaltig mit Kernstück
Doch was genau ist eigentlich eine Kernbohrung? Architekten, Bauleiter und Handwerker werfen gerne mit der Wunderwaffe Kernbohrung um sich, obwohl viele Bauherren und Hauseigentümer gar keine konkrete Vorstellung haben, was sich dahinter verbirgt.
Eigentlich handelt es sich bei der Kernbohrung nicht um eine Bohrung im herkömmlichen Sinne. Wo ein klassischer Bohrer das zu bohrende Material im gesamten Lochdurchmesser in kleinste Bruchstücke zerlegt und diese abtransportiert, schneidet oder sägt ein Kernbohrgerät viel mehr ein rundes Stück aus dem Werkstück. Zurück bleibt dann ein Loch im gewünschten Durchmesser, sowie ein so genannter Bohrkern, dessen Außendurchmesser fast an die Größe des gebohrten Lochs heranreicht.
Erstellt wird eine solche Kernbohrung mit einem speziellen Kernbohrgerät. Dieses verwendet eine Bohrkrone, die am ehesten an ein Stück hohles Rohr erinnert, dessen eines Ende bohrerartig gezackt und eventuell mit besonders harten Aufsätzen versehen ist. Dieses Rohr wird vom Bohrgerät sowohl angetrieben, als auch mit dem nötigen Druck in den Werkstoff vorangetrieben. Für den erforderlichen Vortrieb muss das Bohrgerät meist am Werkstück fixiert werden, so dass neben der Kernbohrung üblicherweise mehrere kleinere Hilfsbohrungen zurückbleiben. Als zweites essentielles Hilfsmittel kommt in vielen Fällen Wasser zum Einsatz. Sowohl zur Vermeidung einer Überhitzung, als auch für den Abtransport des Bohrmehls, benötigen übliche Kernbohrgeräte eine Wasserversorgung.
Als Ergebnis bleibt zuletzt eine kreisrunde Kernbohrung mit glatter, geschliffen wirkender Wandung, sowie ein ebensolcher Bohrkern.
Klassische Einsatzbereiche der Kernbohrung
Haupteinsatzgebiet der Kernbohrung ist der Bausektor. Ob Um- oder Neubau, immer dann, wenn Leitungen oder Kabel durch ein bereits errichtetes Bauteil aus Beton oder Mauerwerk geführt werden sollen, kommt die Kernbohrung zum Einsatz. Wer ein Eigenheim errichtet hat, kennt sie zum Beispiel in aller Regel von den Hauseinführungen für Strom, Wasser und Gas. Ohne Kernbohrung wäre heute kaum mehr eine Baustelle vorstellbar. Man stelle sich als markantes Beispiel nur einmal vor, welchen Aufwand ohne Kernbohrung Berlin nach der Wende mit seinen zigtausend Baustellen bedeutet hätte.
Fluch und Segen der Kernbohrung
So groß die Vorteile einer Kernbohrung sind, so markant sind aber auch ihre Nachteile. Für die Abwägung, ob eine Kernbohrung sinnvoll ist, helfen die folgenden positiven (+) und negativen (-) Aspekte:
+ Das Ergebnis ist eine maßhaltige Bohrung mit sauberem Bohrrand. Die Nachbearbeitung erübrigt sich somit im Regelfall.
+ Die Festlegung der Bohrstelle ist nach Errichtung des Bauteils möglich.
+ große Durchmesser können genau und exakt umgesetzt werden.
+ Der Bohrvorgang erfolgt erschütterungsarm.
– Für die Bohrung ist Wasser erforderlich, das zusammen mit dem Bohrschlamm aufgefangen und entsorgt werden muss.
– Das Werkstück muss zur Aufnahme des Kernbohrgeräts geeignet und ausreichend tragfähig sein.
Fazit – warum die Kernbohrung kein Allheilmittel ist
Kernbohrungen sind ein Segen für Installateure und zahlreiche andere Ausbaugewerke. Sie ermöglicht den Einbau von vielen Arten Leitungen und Rohren durch massive Bauteile hindurch. Die hohe Maßhaltigkeit des Ergebnisses reduziert erforderliche Nacharbeiten dabei auf ein Minimum. Allerdings verleitet dieses Werkzeug auch dazu, Planungen bis zur letzten Minute hinaus zu zögern, da der Weg durch Beton ja mit ihrer Hilfe immer noch funktioniert. Nicht zuletzt kennt aber auch die Kernbohrung ihre Grenzen, da sie nicht zuletzt auch laut, schmutzig und mit viel Wasser verbunden ist.