Die Darreichung des Tabaks in Form von Zigaretten ist typisch für unseren Zeitgeist. In unserer heutigen schnelllebigen Zeit, ist auch die Konsumzeit, die sich die Raucher gönnen, drastisch verkürzt. Die Zeit die man zum Aufrauchen benötigt ist kein Zufall, sondern von der herstellenden Industrie genauesten getaktet – oder meinen Sie etwa das sei reiner Zufall. Die Rauchzeit ist angepasst an den Rhythmus unserer Zeit und das Lebensgefühl der Menschen. In diesem Artikel möchte ich Ihnen erklären, warum die moderne Form des Tabakkonsums – die Zigarette – Zeichen und Ausdruck unserer Zeit ist, welche Bedeutung Sie für unsere Gesellschaft hat, und was den Menschen zu einem reifen Konsum und Leben fehlt.
Zigaretten – Ganz im Takt seiner Zeit
Ließen sich im 15. Jahrhundert die Tabakraucher mit Ihrem Pfeifen noch großzügig Zeit, und wurde das Rauchen einer Zigarre noch über eine ganze Weile gemütlich zelebriert, so raucht der heutige Tabakkonsument seine Zigaretten in Durchschnitt innerhalb von 5 Minuten, quasi in Windeseile auf. Somit wurden auch all die Rituale rund um den Tabakkonsum mit dem Beginn des Zigaretten-Zeitalters beseitigt – oder blieben eine Randerscheinung einiger weniger leidenschaftlicher Liebhaber. Der heutige Raucher muss sich weder auf seine Zigarette vorbereiten, noch muss er sie ganz bewusst und unter Gesellschaft rauchen – die Zeit zur echten Geselligkeit ist damit viel zu kurz. Diese moderne Art des Tabakkonsums in Form von „Zigaretten“ liegt somit ganz im Takt des Zeitalters. Zigaretten entsprechen genau dem industriellen globalen Zeitgeist: Individualismus, Hektik, Unbewusstheit; Zigaretten: Konsumeinheiten, getaktete Verabreichungen von effizient aufeinander abgestimmten Wirkstoffen, frei von jeglicher Kultur und Ritual – purer Konsum für den anonymen gleichgeschalteten Staatsbürger.
Das qualmende Schmiermittel der Gesellschaft – und warum Verbote nichts bringen
Die Zigaretten sind in unserer modernen Leistungsgesellschaft, die uns unter enormen Druck setzt, zu Druckablassventilen geworden – sie sind unverzichtbar gewordene Mittel für ein funktionierendes Zusammenleben in der Gesellschaft; eine Anpassungs- und Beruhigungsdroge, deren Verbot sich eine moderne Gesellschaft nicht mehr leisten kann, ohne damit einen Aufstand und die Unzufriedenheit in der Bevölkerung zu provozieren.
Verbote und Gegnerschaft brachten, so beweist es uns die Geschichte, nie etwas – im Gegenteil, zeigte doch das Verbot von Alkohol (Prohibition) in den vereinigten Staaten in den Jahren 1920 bis 1933 die verheerenden Folgen einer solchen Politik. Verbote bringen also nichts – und können sogar nach Hinten losgehen. Um eine Gesellschaft von den Fesseln einer Abhängigkeit wirklich zu befreien, muss man bei jedem einzelnen ansetzen – jeder muss zu der Veränderung werden, die er sich für die Gesamtgesellschaft wünscht. Aufklärung ist das oberste Gebot.
Fehlende Initiation in Tod und Wiedergeburt – Ein Symptom unserer Zeit
Besonders an unserem Zeitgeist sind: fehlende Rituale und Initiationsriten (Einweihung) im Übergang zum Erwachsenenalter; sie sind die allgegenwärtigen Merkmale unserer Zeit – vor allem in der westlichen Kultur-Hemisphäre scheinen diese natürlichen Übergange in der Entwicklung zum „erwachsenen“, und damit „ganzen“ Menschen verloren gegangen zu sein. Das schadet im Besonderen Kindern und Jugendlichen, die in unserer immer komplexer werdenden Zeit erst recht Halt und eine innere Orientierung durch Rituale nötig haben.
Die nötigen Pubertätsrituale im Übergang zum Erwachsensein zeichnen sich durch ihre Gefährlichkeit aus. Die Gefahr ist der Schwellenhüter zum Erwachsensein – und zwingt den unreifen jungen Menschen zur Auseinandersetzung mit dem Lebens-Themenkomplex „Tod und Wiedergeburt“. Erst durch das Verständnis und die Integration dieses kontrastvollen menschlichen Grundkonflikts kann das Leben beschritten bzw. begonnen werden – erst so wird das Kind zu einem vollen Mitglied einer reifen Gesellschaft, die ihrer Verantwortung innerhalb der Schöpfung gewahr ist.
Kinder ohne Initiationsriten
Die Kinder und Jugendlichen unserer Zeit, müssen sich, auf Grund fehlender Strukturen einer unreifen Gesellschaft, selbst einweihen. Doch zur echten Einweihung, gehört mehr als die Selbsteinweihung – so wie bei den Schamanen. Die Initiation soll den Übergang in die Gesellschaft vorbereiten und ermöglichen ein funktionierender, schöpferischer Teil dieser zu werden. So bedarf es immer auch der Einweihung des neuen Gesellschaftsmitglieds durch die Gruppe, in die es eingeweiht werden soll. Passiert dies nicht, so ist der Uneingeweihte sich selbst überlassen, ohne Orientierung ist er anfällig für das propagierte Heldengehabe aus der Zigarettenwerbung. Die Jugend unserer Zeit verliert sich so in unpassenden Ersatzritualen und Mutproben; die Jugendlichen bleiben in ihren unerlösten Pubertätsproblemen stecken, die bis weit hinein ins Erwachsenenalter bestehen bleiben.
Immun gegen Sucht – statt unreifer Konsum
Die Folge ist eine Gesellschaft voller egoistischer, hektischer, unbewusster Individualisten, die im Grunde ihres Herzens unreifen Kindern gleichen. Ein reifer Mensch würde nicht auf die manipulierenden Botschaften der Werbung hereinfallen, oder sich gar zum willfährigen Konsumenten einer degenerierten Konsumgesellschaft machen lassen; ein solcher freier und unabhängiger Mensch wäre voller Bewusstheit und Selbstgewahrsamkeit und wäre deshalb immun gegen jede Art von Sucht – er würde ganz bewusst entscheiden ob er raucht. Leider ist unsere Gesellschaft in einem infantilen Sinne unbewusst (noch nicht erwacht) und das drückt sich z.B. durch Massentierhaltung, und Fastfood-Filialen, in denen ausgewachsene Männer, wie die Kinder, mit bloßen Händen Hamburger verputzen, und sich ihr Essentablett abholen, als wären sie noch im Hort.