Wenn die Imker in diesem Frühling ihre Bienenstöcke überprüfen, kann es sein, dass sie mit schlechten Neuigkeiten konfrontiert werden. Schon seit Jahren schwindet die Anzahl an Bienen weltweit kontinuierlich. Auch Deutschland ist in großem Ausmaß vom Bienensterben betroffen.
Das Bienensterben – der derzeitige Entwicklungsstand
Allein in Mitteleuropa sank die Anzahl der Bienen zwischen 1985 und 2005 um 25 Prozent. In den vergangenen Wintern starben europaweit ungefähr 53 Prozent der Bienenvölker. Eine erschreckende Entwicklung! In China ist die Lage bereits soweit eskaliert, dass hunderte Arbeiter auf den Obstplantagen des Landes unterwegs sind, um die Pollen auf den Bäumen per Hand zu verteilen. Im Jahr 2007 erreichte das Bienensterben in den USA seinen Höhepunkt. 90% der Bienenvölker waren plötzlich verschwunden.
Inzwischen importiert Amerika sogar ganze Bienenvölker aus Australien, um sicherzustellen, dass alle Obstplantagen bestäubt werden. Im Sommer wird man auf deutschen Terrassen vermutlich von Bienen unbehelligt Kaffee trinken und Kuchen essen können. Doch die Auswirkungen des weltweiten Bienensterbens sind verheerend. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wie wenig wir inzwischen von Bienen umgeben sind? In meiner Kindheit noch, wurde ich an Sommertagen regelrecht von Bienen umzingelt. Heutzutage muss ich eher nach Bienen suchen, finde jedoch selten eine fleißige Biene. Woran mag das wohl liegen?
Welche Auswirkungen hat das Bienensterben?
Vielen Menschen ist nicht bewusst wie wichtig die Honigbienen für das Gleichgewicht in der Natur, aber auch für uns Menschen sind. Mindestens 70% unserer Nutzpflanzen werden von Bienen bestäubt und auch unsere tägliche Dosis Honig auf dem Frühstücksbrot muss von irgendwoher kommen. Die kleinen, schwarz gelben Honigbienen sind auch für unsere Wirtschaft von Bedeutung: Ihre jährliche Bestäubungsarbeit wird in den USA auf 14,6 Milliarden Dollar geschätzt, in Deutschland auf zwei Milliarden Euro. Ungefähr 20.000 Tonnen Honig werden alleine in Deutschland jährlich produziert.
Diese Zahl wirkt auf den ersten Blick sehr hoch. Doch wenn man bedenkt, dass jeder Deutsche im Jahr ca. 1,2 kg Honig verzehrt, stellt dies nur 20 % des hiesigen jährlichen Pro-Kopf-Verbrauchs dar. Die Auswirkungen sind klar: Deutschland ist schon jetzt auf Import-Honig angewiesen. Doch woher soll dieser Honig kommen, wenn auch in vielen anderen Ländern die Bienen sterben und der Honig knapp wird? Honig könnte zu einem Luxus-Produkt werden. Doch noch viel wichtiger als unser tägliches Honigbrot sind die Auswirkungen des Bienensterbens auf das ökologische Gleichgewicht. Werden Pflanzen und Bäume nicht bestäubt, gibt es auch keine neuen Früchte. Äpfel, Birnen, Kirschen und Co. Selbst der ignoranteste Mensch kann sich ungefähr ausmalen was dieses Szenario weltweit bedeutet. Insgesamt hat das Bienensterben also eine verheerende Auswirkung.
Ursache: Warum sterben die Bienen eigentlich?
Um das weltweite Bienensterben zu verstehen, muss man sich nicht nur dessen Entwicklung in den letzten Jahren und dessen Auswirkungen auf die Natur klar machen, sondern sich auch überlegen welche Gründe zu einer solchen Katastrophe führen konnten. Denn nur wenn man die Gründe erkannt hat, kann man eine Lösung für dieses Problem finden.
Historisch gesehen könnte der Zusammenbruch des Sozialismus in Mittel-und Osteuropa mit am Bienensterben schuld sein. Diese These vertritt zumindest der Bienenforscher Robin Moritz. Vor der politischen Wende um 1990 gab es rund zwei Millionen Bienenvölker in Deutschland, danach pendelte sich die Anzahl der Bienenvölker auf etwa die Hälfte ein. Von den rund 90.000 Imkern in Deutschland sind die meisten Hobby-Imker. Viele Imkervereine klagen über Nachwuchsprobleme. All dies kann mit zum Bienensterben beitragen. Doch es gibt noch weitere Faktoren, denen große Bedeutung zugemessen wird.
Pestizide die Ursache für das Bienensterben?
Viele moderne Pestizide stellen eine Gefahr für Bienen dar. Die von den Bauern benutzten Chemikalien sind auf jeden Fall teilweise mitschuldig am Bienensterben in Deutschland und anderswo. 2008 starben in Baden-Württemberg 11.000 Bienenvölker, weil viele Bauern ihren Mais mit einem neuen Pestizid der Firma Bayer behandelten. Das Mittel enthielt Clothianidin, einen hochgiftigen Wirkstoff, der inzwischen teilweise verboten wurde. Insgesamt nutzen Bauern weltweit immer größere Mengen an Pestiziden. Die Honigbienen, die die behandelten Pflanzen bestäuben, sind den Pestiziden bei ihrer Arbeit schonungslos ausgesetzt.
Vor allem in Amerikas Monokulturen hat dieser Trend stark zugenommen. Bienen können verhungern und zwar überall dort, wo einseitige Kulturen wie Mais die Landschaft dominieren. Tatsächlich haben Bienen, die Stoffe von vielen unterschiedlichen Pflanzen aufnehmen, auch ein besseres Immunsystem. Je vielfältiger das Nahrungsangebot, desto widerstandsfähiger sind die Bienen gegen Krankheiten. Und auch unseren geliebten Wildblütenhonig werden wir nur solange konsumieren können, wie es Wiesen mit Wildblumen gibt.
Genauso wie Menschen können auch Bienen krank werden und sterben. Durch weltweite Bienentransporte breiten sich neue Krankheiten aus, die ursprünglich regional begrenzt waren. Durch den Import von Bienen aus Australien nach Amerika löst man das Problem des Bienensterbens also nicht, sondern verschlimmert es nur noch. Auch zahlreiche Milben und Parasiten werden für das Bienensterben verantwortlich gemacht. Diese wurden in Deutschland ebenfalls teilweise aus dem Ausland eingeschleppt.
Ein kleiner Lichtfunken an Hoffnung
Es wird nicht einfach sein das weltweite Bienensterben aufzuhalten. Dafür hat es bereits zu große Ausmaße angenommen. Doch jeder Einzelne und verantwortungsvolle Politik können mit dazu beitragen den leisen Tod zu stoppen. Keine Monokulturen, weniger Pestizide, eine verantwortungsvolle Umweltpolitik, Unterstützung der Hobby-Imker und Interesse der Jugend für den Beruf des Imkers sind ein guter Anfang.