Es ist ein Phänomen unserer Zeit. Sogenannte Idle-Games, auch Clicker-Games verbreiten sich rasend, finden großen Anklang unter den Spielern. Was macht diese Spiele aus und wieso werden sie überhaupt in einer Zeit gespielt, in der Computerspiele so viel mehr können als das?
Dieser Frage sind wir für euch nachgegangen und haben ein paar interessante Erkenntnisse erlangt, die wir euch nicht vorenthalten möchten.
Was versteht man unter einem Idle Game?
Eines der einflussreichsten dieser Spiele war und ist Cookie Clicker. Dieses Browserspiel wurde von dem Franzosen Julien Thiennot entwickelt und löste einen regelrechten Hype aus. Gleichwohl war es nicht das erste Spiel seiner Art. Es gibt viele weitere Beispiele für erfolgreiche Idle-Spiele wie „Crusaders of the Lords“ für Android-Geräte oder auch zahllose Beispiele ähnlicher Free-to-Play-Titel für den Appstore, Playstore, als Browserspiel oder Downloadtitel. Gibt man „Idle“ bei Steam ein, hat man die Wahl aus hunderten mal mehr, mal weniger beliebten Warteschleifen-Spielen.
Hauptbestandteil dieses Genres ist das Nichtstun, was sich auch aus dem Genrenamen „Idle“ ergibt, der zu Deutsch „inaktiv“ bedeutet. Fortschritt im Spiel findet auch statt, wenn man selbst nicht aktiv spielt, sondern eben „idle“ ist. Das Warten ist ein fester Bestandteil des Spiels. Gleichzeitig bieten die meisten Spiele kleine Bezahl-Updates, die den Spielfortschritt beschleunigen.
Aus dieser Betrachtungsweise heraus können auch Spielautomaten in Online-Casinos wie Betway Casino als Idle-Spiele bezeichnet werden, denn auch hier gilt es, Strategien zu entwickeln und es lassen sich automatisierte Abläufe erstellen, sodass man nicht überwiegend selbst spielen muss, sondern nur die Ergebnisse überwacht und hin und wieder eingreift.
Ähnliche Möglichkeiten bieten auch moderne und aufwändiger produzierte Spiele, man denke nur an Pokemon Go oder auch der kostenlosen Fifa-Umsetzung für Smartphones, bei der sich der Story-Modus von Bestandteilen der Idle-Games bedient.
Woher kommt das Genre?
Einen interessanten Einblick bekommt man im Buch „Mein Hirn hat seinen eigenen Kopf: Wie wir andere und uns selbst wahrnehmen“, das von Dong-Seon Chang veröffentlicht wurde. Darin ist von Ian Bogost zu lesen, der einst das Spiel Cow Clicker als Satire einer neuen Spielgeneration entwickelte, bei der es nur mehr um das anklicken von Gegenständen ging. Konkret wollte Ian demonstrieren, wie dämlich andere Spiele waren, die um das Jahr 2010 die Gameswelt in Atem hielten. Dabei bezog er sich auf Spiele wie Farm Ville, bei denen es seiner Meinung nach lediglich darum ging, Kühe anzuklicken.
Als Versinnbildlichung dieses Hassobjektes entwickelte er Cow Clicker, verbreitete es unter anderen Programmierern als reine Satire, die sich über die primitive Spielidee amüsierten. Schon bald verselbstständigte sich das Spiel aber und es wurde zeitweilig von mehr als 50.000 Menschen gleichzeitig gespielt. Menschen luden Freunde ein, unterhielten sich über ihre Clicks, schrieben Rezensionen und bezahlten freiwillig Geld für virtuelle Extrawünsche.
Im weitesten Sinne ging das Genre also aus einer Welle von Free-to-Play-Titeln hervor, in denen der Spieler immer wieder lange Wartezeiten erdulden oder optional Geld bezahlen konnte, um weiter voranzuschreiten. Dieses Prinzip ist auch heute noch in den App-Stores allgegenwärtig und reicht von Clash of Clans bis hin zu kompletten Spieldatenbanken wie der von ProSiebenSat.1, die aus hunderten solcher kostenlos spielbaren Strategie- oder Aufbauspiele bestehen.
Moderne Idle Clicker wie Cookie Clicker basieren dabei hauptsächlich auf früheren Werken wie dem automatisierten RPG Progress Quest und denken diese Spielstrategie weiter und übertragen sie auf verschiedene Themenwelten.
Was macht den Reiz aus?
Der große Vorteil ist sicherlich, dass sich die Spiele bequem im Hintergrund spielen lassen, denn sie erfordern kaum Aufmerksamkeit. Dadurch passen sie perfekt in den Alltag hinein, denn nur hin und wieder muss mal etwas angeklickt werden. Den übrigen Rest muss man einfach abwarten. Durch die Einfachheit ist das Genre auch für einzelne Entwickler interessant, denn sie können sich frei von Grafik und Story auf die Feinabstimmung der Wechselwirkungen konzentrieren. Daraus entstehen Tausende Indie-Games innerhalb dieses Genres, die quasi den Markt überfluten, was sich in kleineren Portalen wie Crazygames manifestiert, die leicht mehr als 2.000 kleine, kostenlose Browser-Idle-Games im Programm haben.
Dabei lassen sich die Spieler von vereinfachten ökonomischen Darstellungen mitreißen und spielen heute in Clickern wie Kittens Game detaillierte wirtschaftliche Zusammenhänge in einer verniedlichten Darstellungsform durch. So durchlebt man in diesem Idle-Spiel die Verknüpfung von Produktionsprozessen aus einfacher Grundversorgung heraus bis zur Entwicklung vielfältiger Ressourcen, Innovationen und Entwicklungsschritten, sodass sich ein komplexes Abbild moderner Gesellschaften entwickelt.
Durch den Aufbau der Spiele sind sie nicht umsonst der Schreck vieler Chefs in Unternehmen. Dabei darf man aber auch nicht vergessen, dass kurzweilige Ablenkung von stressigen Alltag dazu beitragen kann, Nervosität und Stress zu mindern. Auch dies ist sicherlich ein großer Faktor für den Erfolg des Genres.
Mal reinschauen – okay. Aber was hält die Spieler am Ball?
Ein entscheidender Faktor für den Erfolg ist die Langzeitmotivation. Diese wird im Genre dadurch erreicht, dass Multiplikatoren und zusätzliche Inhalte ins Spiel kommen, sobald der Fortschritt nahezu zum Erliegen kommt. Bei Cookie Clicker sind dies himmlische Kekse, bei Clicker Heroes bekommt man uralte Seelen und so weiter. Mit diesen Multiplikatoren wird das derzeitige Spiel gewissermaßen zurückgesetzt und der Spieler spielt erneut mit einem höheren Einkommens-Muliplikator, womit er den vorherigen Stand sehr schnell wieder erreicht.
Unterm Strich unterschätzt man die meisten Idle Games zunächst und wird dann von der Tiefe der Spiele überrascht. So lassen sich Abläufe bis ins kleinste Detail hinein optimieren und falls nötig sogar mit zusätzlichen Tools verbessern. Spiele wie Clicker Heroes erreichen auf Steam Nutzerwertungen von über 90% und werden teilweise von mehr als 5.000.000 Spieler gespielt.
Schlussendlich werden die Spieler durch die geschickte Umsetzung einer guten Idee mitgerissen, die überraschende Momente liefert, ohne ein grafisches Feuerwerk zu entfachen oder sich in Storytelling zu verlieren. Dadurch fügen sich die Spiele nahtlos in unser Leben ein und können sogar zu einem gewissen Teil zum Erreichen der perfekten Work-Life-Balance, die eine immer größere Rolle spielt, beitragen.