Atomkraft: Ist Atomkraft die Religion der Moderne?

Einige strahlende Gedanken über die Atomkraft garniert mit ein paar verblüffenden Zahlen

Nur etwa 11% des gesamten Stromverbrauchs auf der Erde ist Atomkraft bzw. wird von Atomkraftwerken geliefert. In diesem Artikel habe ich einige Zahlen zusammentragen, die verdeutlichen sollen, wie leicht wir einfach aus der absolut tödlichen Falle der Kernenergie aussteigen könnten. Dabei frage ich mich, warum tun wir es dann nicht einfach?
Sicher hat uns Fukushima nochmal wachgerüttelt, doch schon jetzt wird schon nicht mehr viel davon berichtet, obwohl die Lage heute noch schlimmer ist als zu Beginn. Ganze 21 Atomanlagen wurden seither weltweit geschlossen, aber auch 9 weitere neu in Betrieb genommen. Wir sind schon bald wieder zur „Tagesordnung“ übergegangen, bis vielleicht das nächste Atom-Unglück ins Haus steht. Was lässt uns nur so zögern?

Der heilige Gral des Fortschritts

Kernenergie ist zu einer Art von Religion geworden. Diejenigen die daran glauben, können sich ganz offensichtlich nicht den absolut niederschmetternden Fakten darüber stellen. Kernenergie löst aber nicht unsere Energie-Probleme, im Gegenteil, sie schafft die größten Probleme denen wir Menschen uns je gegenüber sahen. Kernenergie ist nicht einmal mehr rentabel. Billig sind vielleicht nur die Lügen mit denen all die Nachteile und, (noch viel schlimmer) all die gefährlichen Pannen verheimlicht werden sollen.

Atomkraftgegner am Verzweifeln

Anti-nuke rally in Harrisburg, (Pennsylvania) at the Capitol
© Public Domain

Diejenigen aber, die nicht an die Atomkraft glauben, und vor allem jene, die schon seit beginn des nuklearen Zeitalters schon immer dagegen gearbeitet und demonstriert haben, und all die verantwortungsvollen Köpfe, die sich um unser aller Zukunft auf der Erde Gedanken machen, stehen fassungslos vor dieser unbegreiflichen und niederschmetternden Uneinsichtigkeit von Seiten der Atomkraft-Gläubigen.

Der Glaube an den Triumpf der Technologie

Wie mir scheint, haben wir es hier mit demselben religiösem Fanatismus zu tun, der uns Menschen wohl schon immer begleitete. Durch alle vergangenen Epochen hindurch, hat er uns nur immer großes Unheil beschert. Wir glaubten Beispielsweise an unseren Gott und konnten einfach nicht zulassen dass andere einen ganz anderen Gott hatten. Wir waren sogar bereit dafür zu töten. Wir glaubten einmal daran, dass die Erde eine Scheibe ist, und wir defamierten oder töteten alle, die da meinten sie sei eine Kugel. Wir glaubten an Magie und an das Böse in Hexen und quälten und töteten unzählige arme unschuldige Frauen auf grausamste Weise. Sehr lange galt es als selbstverständlich, dass Frauen, Schwarze und (im 3.Reich) auch Juden gar keine rechtlichen Personen sind, die auch nur irgendeinen Anspruch oder ein Recht besäßen. Und nicht viel später glaubten wir dann an die Macht unserer Technologie, und glaubten damit einfach alles machen zu können. Seither zerstören wir damit wie blind unseren einzigartigen Planeten.
Und genauso glauben heute viele immer noch an das alte Märchen der Atomkraft. An diesen zweifelhaften und allergrößten Triumpf der modernen Technik. Wieder weigern wir uns, nach all dem was damit war und ist, wirklich hinzusehen und den Mut zu haben uns endlich einzugestehen: Wir haben uns hier schon wieder einmal gründlich geirrt. Nun, Irren ist bekanntlich sehr menschlich. Aber richtig schlimm wird es meistens erst, wenn wir behaupten, dass wir uns niemals irren. Wenn unsere eigene Überzeugung zu einem Imperativ wird.

Von Atomkraft zu Solarstrom, es wäre nur ein Katzensprung!

PV Soundless Freising
PV Soundless Freising © Isofoton.es, Lizenz: CC BY 3.0

Wir haben nämlich schon lange eine viel bessere Alternative als die Atomkraft, die nur noch nicht wirklich ausprobiert wurde. Hierzu jetzt mal einige Zahlen, die ich aus dem Internet recherchiert habe: Auf der Erde werden derzeit 429 Atomkraftwerke betrieben mit einer Gesamtleistung von 364 Gigawatt. (Das ist die Zahl 364 mit 9 Nullen).

Würde man dieselbe elektrische Leistung aus Solarzellen gewinnen, die heutzutage ca. 130W pro Quadratmeter liefern, bräuchte man dafür eine Fläche von 2800 Quadratkilometern. Das entspricht in etwa nur der Größe von Luxemburg!

Solarpark Flugplatz Fürstenwalde
Solarpark Flugplatz Fürstenwalde © euroluftbild.de/Grahn, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Wenn wir also alle Kernkraftwerke auf der Erde durch die ungefährliche und nachhaltige Solarenergie ersetzen wollten, bräuchten wir vielleicht das doppelte bis maximal das dreifache dieser Fläche über den gesamten Globus verteilt, weil ja nicht immer die Sonne scheint, und die Hälfte der Zeit Nacht ist.

Sagen wir mal 10000 Km² wären dann aber sicher mehr als genug. Das entspräche, für den weltweiten Atomkraft-Ausstieg, etwa der Landfläche in der Größe von Zypern, oder etwa einem Drittel von Belgien, oder (für die Engländer) der Hälfte von Wales.

Die Verschwendung im Größenwahn

Die komplette Versorgung durch Ökostrom wäre ein großes und gutes Ziel. Ich möchte aber an dieser Stelle noch anmerken, dass wir unser aller Aufmerksamkeit viel mehr auf die Möglichkeiten der sinnvolleren und sparsameren Energienutzung legen sollten, als an die ökologischere Bereitstellung der heute verbrauchten Energiemenge. Hier könnten wir sehr schnell sehr viel mehr erreichen. Die heutige Energieverschwendung darf nicht der Ausgangspunkt zu einer ökologischen Energie-Wende sein. Momentan verbrauchen wir weltweit etwa 161857 Liter Erdöl pro Sekunde! (Das sind etwa 6 große Tanklastwagen pro Sekunde…. würden diese Stoßstange an Stoßstange über die Straße rollen, müssten sie mit 350Km/h fahren…)

“Die Erde hat genug für die Bedürfnisse eines jeden Menschen, aber nicht für seine Gier” (Mahatma Gandhi)

Die radioaktive Verseuchung kann nicht mehr Rückgängig gemacht werden

Hanford N Reactor adjusted
Hanford N Reactor adjusted © United States Department of Energy

Ganz nebenbei: Das total verseuchte Sperrgebiet von Tschernobyl ist 2600 Km² groß. Das neue von Fukushima hat 1250 Km². Allein das würde zusammen schon gut ein Drittel der benötigten Solarfläche bereitstellen., Wenn wir auch noch die heute fasst unbewohnten Sicherheitszonen rund um diese Super-Gau Atom-Meiler (4300 Km² bei Tschernobyl und 2800 Km² bei Fukushima) mitrechnen wollen, sind wir schon ganz nahe dran. Von all den 429 Kraftwerksgeländen und den verseuchten Flächen durch Atommüll gar nicht zu sprechen. Ist das nicht schon ganz schön makaber? Wann gestehen sich all die Atomkraft-Gläubigen denn endlich ein, dass sie jahrzehntelang gründlich falsch lagen. Was muss noch alles passieren?

Genau wie in der Automobilindustrie, haben wir leider viel zu lange schon in die falsche Technologie investiert. Es wird an der Zeit, dass wir den Tatsachen ins Auge sehen. Sonst sehen wir garantiert in eine strahlende Zukunft, und machen unser aller Heimat unbewohnbar, so wie die ca. 70000 Menschen jetzt in Japan, und die über 1,6 Millionen in Russland, die durch radioaktive Verseuchung schon heute ihre Heimat verloren haben. Nur was, wenn es einmal noch viel viel mehr Menschen treffen sollte, wo sollen wir dann noch hingehen?

Japan steht schon jetzt vor diesem Problem, dass sie dort eigentlich viel mehr Menschen evakuieren müssten, doch das kleine Land kann so eine massive Umverteilung gar nicht mehr zustande bringen. So wird eben einfach die Sperrzone klein genug Ausgeschrieben (nur 20Km Radius um Fukushima), um noch viel dramatischere Maßnahmen vermeiden zu können.

Die Sonne ist unser größter Kernreaktor

Sonne
© NASA/GSFC/SOHO/ESA

Eigentlich bin ich gar nicht wirklich gegen Kernenergie. Im Gegenteil, ich genieße sie mit jedem Sonnenstrahl. Denn die Sonne ist ein gewaltiger Fusionsreaktor, doch Gott sei Dank, in gebührendem Abstand von, für uns kaum vorstellbaren, 150 Millionen Kilometern.
Und ich meine, so weit sollten wir auch Abstand halten vor der Atomkraft. Zur Veranschaulichung: Wenn die Erde eine kleine Murmel von 1cm Durchmesser wäre, dann wäre die Sonne eine Kugel von 111cm Durchmesser, in einem Abstand von 120 Metern.

Das Gerücht, dass die Solarenergie niemals ausreichen würde ist ein glatter Betrug. Die Sonne liefert in einer Sekunde an die Erdoberfläche mehr Energie, als die gesamte USA in einem Jahr an Strom verbraucht. Oder anders gerechnet, sie sendet uns 20.000 Mal mehr Energie, als unser derzeitiger Energie-Bedarf auf der Erde. Mehr braucht man nicht zu wissen, oder doch?

Unser Versuch diese gewaltige Kraft auch hier auf der Erde zu entfesseln ist schlichtweg unnötig und obendrein viel zu riskant. Unser Energie-Lieferant Nr.1 ist und bleibt die Sonne! Es wäre einfach dumm, sie nicht zu nutzen und statt dessen weiterhin unsere kostbaren fossilen Brennstoffe zu verbrennen und mit der Kernenergie den Planeten schleichend immer weiter radioaktiv zu verseuchen.

Das Uran geht bald schon aus, und was dann?

Obendrein ist das Uranvorkommen auf der Erde sehr begrenzt, es reicht beim derzeitigen Verbrauch vielleicht noch 60 oder 70 Jahre. Und danach stehen wir wieder ohne eine gute Energieversorgung da?! Wäre es nicht viel sinnvoller heute schon eine Infrastruktur aufzubauen, mit der auch unsere nächsten Generationen ihren Energiebedarf decken können, anstatt ihr einen riesen Berg strahlenden Sondermüll zu hinterlassen? Der EU Haushalt hat 2012 für die Forschung an der Kernfusion 1,3 Milliarden Euro vorgesehen, für die Solarenergie ganze 28 Millionen.

Krebs, die letzte Geißel der Menschheit

Das allergrößte Problem der Kernenergie ist diese gefährliche Radioaktivität. Alle Untersuchungen belegen, dass Radioaktivität die DNS in allen Lebewesen nachhaltig beschädigt und damit alle nur denkbaren Formen von Krebs erzeugt. Wundern sie sich denn wirklich noch über die so enorm stark ansteigenden Krebsraten heutzutage? Wer stirbt denn mittlerweile überhaupt noch an etwas anderem? Ich denke wir sehen hier jetzt die Langzeitfolgen unserer atomaren Sünden auf Erden. Schon bald sehen wir vielleicht alle so aus, wie diese verseuchten Tomaten hier, die es jetzt in Japan zu bewundern gibt.

Die Kosten für die Krebsbehandlung steigt in den letzten Jahren explosionsartig an. Im Jahr 2009 waren es in der EU 120 Milliarden Euro (in Deutschland 35 Milliarden Euro).

Unser täglich Strahlendosis gib uns heute…

Und hier dürfen wir auch alle Atombomben-Abwürfe und all diese Atomtests nicht vergessen. Bis jetzt sind weltweit insgesamt schon 2086 Atombomben gezündet worden. Die Meisten zwar “nur” zu Testzwecken.
Das Gesamtmaß der dadurch entstandenen Verseuchung ist sicherlich ganz enorm. Zum Vergleich: Tschernobyl war etwa so kontaminös wie 100 Atombomben der Stärke von Hiroschima. Wir haben es bei allen Atomtests also vielleicht mit einer extra Strahlenbelastung von ca. 21 Super-Gaus zu tun!?

Jeder lügt, der da sagt, dass wir diese Technik im Griff hätten. Allein in den 17 Atomkraftwerken in dem „ach so sicheren“ Deutschland gab es in den letzten 30 Jahren über 4000! meldepflichtige Störfälle. Der Letzte in Neckarwestheim bei Stuttgart.

Hybridkühler und Zellenkühler des Atomkraftwerks Gemeinschaftskraftwerk Neckar (GKN) bei Neckarwestheim
Hybridkühler und Zellenkühler des Atomkraftwerks Gemeinschaftskraftwerk Neckar (GKN) bei Neckarwestheim © Public Domain

Atommüll for ever

Last but not least noch der ganze Atommüll. Weltweit sind seit 1943 schon 336.000 Tonnen (Das sind 336 Millionen Kilo) hochradioaktiver Atommüll angefallen. Jedes Jahr werden es 12.000 Tonnen mehr. Dazu sollte man wissen: Es gibt noch in keinem Land dieser Erde ein offizielles und brauchbares Endlager. Und auf dem ganzen Planeten ist auch noch kein einziges Endlager in Bau!

Bis heute wurden schon 100.000 Tonnen, das ist etwa ein Drittel des gesamten radioaktiven Abfalls einfach im Meer versenkt. Viele der Fässer sind heute schon nachweislich verrostet und der Inhalt hat sich schon im Meer verteilt. Der Rest steht irgendwo strahlend auf der Erde herum, oder wird vielleicht sogar irgendwann wieder aufbereitet, was aber für die Umwelt dann in der Regel auch noch eine extra Strahlenbelastung darstellt (siehe La Hague in Frankreich).
Immer mal wieder werden verheimlichte atomare Katastrophen bekannt. Die mit Atomkraft-Unglücke von Sellafield und Harrisburg haben viele vielleicht schon mal gehört. Aber von dem Karatschai-See im südlichen Ural, (nur ganze 3500Km von Berlin entfernt) weiß so gut wie niemand etwas. Hier wurde seit 1951 Atommüll entsorgt. Dieser See ist offiziell das am stärksten verstahlte Gebiet auf der Erde. [1] Oder wer weiß schon von dem Super-Gau der sich 1969 in der Schweiz ereignete? [2] Diese Liste ließe sich noch viel weiter fortsetzen, siehe dazu mal die Liste von Unfällen in kerntechnischen Anlagen.

Wir alle wissen dass hochradioaktiver Atommüll für mit Sicherheit mehr als 200.000 Jahre extrem lebensgefährlich bleibt. Das sind 6.000 zukünftige Generationen unserer Kinder und Kindeskinder, denen wir diesen brisanten Müll ganz unerschrocken anvertrauen. Experten sprechen sogar von einer Millionen Jahre.

Ein 100% tödliches Spielzeug

Niemand kann so etwas verantworten. Atomkraft ist zwar rein technisch eine schöne Idee, auf die wir so gerne stolz wären. Aber real gesehen und moralisch betrachtet ist sie einfach nur völlig verantwortungslos. Ich denke, dass der Mensch moralisch und spirituell noch nicht weit genug entwickelt ist, um mit so etwas wie Atomkraft wirklich Verantwortungsvoll umgehen zu können.

VEB Atomkraftwerk Rheinsberg
VEB Atomkraftwerk Rheinsberg © Bundesarchiv, Bild 183-E0506-0004-012, Lizenz: CC-BY-SA 3.0

Wie in vielen anderen Bereichen auch, Lügen und Ignorieren wir uns die Realität so zurecht wie es für uns am Vorteilhaftesten ist. Ohne Rücksicht auf Verluste denken wir immer noch zuerst an uns selbst und nicht an alle. (Man denke da Beispielsweise ganz aktuell nur an die Verantwortlichen von TEPCO in Japan).

Wir sind im Grunde immer noch wie kleine Kinder, denen einige schlaue Wissenschaftler ein fatales und lebensgefährliches Spielzeug in die Hand gegeben haben. Und damit sind wir schon viele Jahrzehnte eifrig dabei uns einen totalen Holocaust auf Erden zu erschaffen. Was aber nicht bedeuten würde, dass unser Verstand versagt hat, sondern nur, dass er noch nicht voll und ganz ausprobiert wurde.
Solarmichel

Quellenangaben

  1. wikipedia.org: Karatschai-See
  2. 20min.ch: Der vergessene Schweizer Atom-GAU
Solarmichel
Solarmichelhttp://www.michelartikel.blogspot.com/
Michel Daniek alias Solarmichel ist Solarexperte, Allesreparierer und Bewusstseinsforscher. Sein Lebenswerk ist es, in vielen Bereichen eine ökologisch nachhaltigere Lebensform zu finden. Er arbeitet seit Jahren in einem alternativen Netzwerk in Südspanien. Er ist Jahrgang 1964, verheiratet und hat 2 Töchter. Er publizierte seit 1998 verschiedene Bücher und Artikel. Sein bekanntestes Werk ist ein Einsteiger-Heft über „Solarstrom in 12Volt Anlagen“. Mehr über ihn und seiner Geschichte gibt es auf michelgeschichten.

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