Auf Elektroautos lasten große Hoffnungen. Doch bis jetzt ist der Zuspruch in Deutschland ernüchternd. Wie der Focus berichtet, handelt es sich bei den meisten Neuzulassungen von elektrisch betriebenen Fahrzeugen um Eigenzulassungen von Händlern und Herstellern. Demnach wurden 2014 nur 4814 Elektroautos von Privatpersonen beziehungsweise Unternehmen zugelassen.
Das Tankproblem – woher bekommt das Auto seinen Strom?
Elektroautos erzeugen keine Abgase und sind schön leise. Vor allem wenn der Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, belasten die Fahrzeuge die Umwelt deutlich weniger als konventionelle Autos mit einem Diesel- oder Benzinmotor. So weit so gut, doch wie kommt der Strom in das Auto? Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten, Elektroautos zu tanken:
- zu Hause, zum Beispiel über eine Steckdose in der Garage
- an Tankstellen für Elektroautos
Zusätzlich gibt es Zwischenlösungen, zum Beispiel Parkhäuser, in denen man elektrisch betriebene Fahrzeuge während des Parkens an eine Ladestation anschließen kann. Natürlich werden in diesem Fall Gebühren für das Parken und für das Tanken fällig.
Dabei erscheint das Aufladen zu Hause – zum Beispiel über Nacht – im ersten Moment als eine praktische Lösung. Experten weisen allerdings darauf hin, dass diese Option Nachteile mit sich bringt:
- Das Aufladen dauert deutlich länger als an Tankstellen oder anderen Ladestationen mit Schnellladern. Mit acht bis neun Stunden müssen Fahrer rechnen, möchten Sie volltanken.
- Nicht jede Schukosteckdose ist für das Stromtanken geeignet.
Im schlimmsten Fall kommt es zu gefährlichen Überhitzungen. Wer sein Fahrzeug dennoch zu Hause aufladen möchte, lässt am besten vorher die betreffende Steckdose von einem Fachmann überprüfen. Andernfalls bieten sich Tankstellen an. Hier geht das Aufladen dank Schnellladern erheblich schneller und eine ausreichende Sicherheit ist ebenfalls gewährleistet.
Nachteilig ist, dass das Netz an Stromtankstellen in der Bundesrepublik zwar stetig wächst, derzeit aber noch lückenhaft ist. Wer auf der sicheren Seite sein möchte, kann sich beispielsweise die Charge&Fuel App der Volkswagenbank zulegen, die ihn über die nächstgelegene Ladestation informiert. So sinkt das Risiko, dass unterwegs der Strom ausgeht.
Geringe Reichweite von Elektroautos
Ein anderes Problem von Elektroautos, das häufig angeführt wird, ist die geringe Reichweite der Fahrzeuge. Zwar hat sich hier in den letzten Jahren einiges getan. Doch mit einer durchschnittlichen Reichweite zwischen etwa 80 und 300 Kilometern können die umweltfreundlichen Fahrzeuge mit ihren benzinbetriebenen Verwandten nicht mithalten. Wer öfter längere Fahrten unternehmen möchte, hat es nicht leicht. Vor allem beim Urlaub im Ausland können Elektroautos – je nach Route und Zielland – ein Problem darstellen.
Entscheidend in diesem Zusammenhang ist wiederum das Netz an Stromtankstellen. Wer sich frühzeitig darüber informiert und eine geeignete App mit sich führt, kann die Fahrt so planen, dass ihm nicht der Strom ausgeht. Wichtig ist außerdem, sich darüber zu informieren, wie die Infrastruktur für Elektroautos im Zielland beschaffen ist. In Norwegen beispielsweise ist die Zahl an elektrisch betriebenen Autos aufgrund staatlicher Subventionen sehr hoch. Hier dürften Fahrer keine Schwierigkeiten haben, Tankstellen zu finden. Generell sollten Besitzer von Elektroautos für lange Fahrten mehr Zeit einplanen, auch wenn genug Ladestationen direkt auf der Strecke vorhanden sind. Denn das Tanken dauert bei einem Elektroauto trotz Schnelllader länger als bei einem herkömmlichen Fahrzeug – und muss öfter durchgeführt werden.
Zusammengefasst sollten folgende Kriterien im Kopf behalten werden:
- Elektroautos haben eine Reichweite von derzeit nicht mehr als 80 – 300 Kilometern.
- Bei längeren Fahrten ist es wichtig, sich über das Vorhandensein von Ladestationen zu informieren.
- Wegen häufigem Tanken und einem längeren Tankvorgang sollten Fahrer mehr Zeit einplanen.
Der Preis von Elektroautos
Eine große Hürde für viele Menschen, die mit dem Gedanken spielen, auf ein Elektroauto umzusteigen, ist der hohe Preis für die Anschaffung. Schon kleine Fahrzeuge kosten derzeit deutlich mehr als 20.000 Euro. Wer in seinem Auto eine Familie transportieren möchte, muss noch einmal tiefer in den Geldbeutel greifen. Damit sind Elektroautos für weniger gut verdienende Menschen oft nicht realisierbar.
Verantwortlich für die hohen Kosten ist vor allem die aufwendige Herstellung der Batterien. Diese bringen noch einen weiteren Nachteil mit sich. Denn aktuell ist ihre Lebensdauer im Durchschnitt auf wenige Jahre begrenzt. Danach müssen sie ausgetauscht werden, was wiederum erhebliche Kosten verursacht.
Immerhin gibt es zwei Lichtblicke für Sparfüchse:
- Im Unterhalt sind Elektroautos deutlich billiger als Fahrzeuge mit Benzin- oder Dieselmotor.
- Wie die Zeit berichtet, dauert es möglicherweise nur noch wenige Jahre, bis neue Batterien auf den Markt kommen, die erheblich günstiger und länger haltbar sind als aktuelle Modelle. Eine höhere Reichweite werden sie aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls aufweisen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern fehlen bislang in Deutschland finanzielle Anreize vom Staat beim Kauf eines Elektroautos. Manch ein Beobachter hält diese aber für notwendig, um das Geschäft in Zukunft anzukurbeln und der Million im Jahr 2020 wieder näherzukommen.
Fazit
Elektroautos sind eine faszinierende Alternative zu herkömmlichen Autos. In Zeiten des Klimawandels stellen sie eine Möglichkeit dar, mit weniger schlechtem Gewissen hinter dem Steuer zu sitzen. Noch allerdings bringen sie einige Nachteile mit sich. Dazu gehören neben einem stattlichen Preis die geringe Reichweite und das mangelhaft ausgebaute Netz an Stromtankstellen in Deutschland. Die gute Nachricht ist, dass schon in den nächsten Jahren deutliche Veränderungen in allen diesen Bereichen geplant sind. Bis dahin können sich Besitzer von Elektroautos mit einigen Kniffen selbst behelfen – zum Beispiel mit einer App für Stromtankstellen und einer exakten Planung längerer Strecken. Wer sparen möchte, erhält Elektroautos mittlerweile auch gebraucht. Dann lässt sich sogar der hohe Anschaffungspreis etwas reduzieren.
Titelbild: From left to right: Nissan Leaf, Smart ED and Mitsubishi i MiEV electric cars at Plug’n Drive’s EV Day in Toronto © Mariordo, Lizenz: CC BY-SA 2.0