Der beste Weg um ein dauerhaftes inneres Gleichgewicht zu erreichen, ist die uralte fernöstliche Praxis der Meditation, im speziellen die hier vorgestellte, sogenannte „Bergmeditation“ – Meditation ist inzwischen gut erforscht, und zwar soweit, das Sie sich sicher sein können, dass die heilvollen Effekte der hier vorgestellten Meditation auch Hand und Fuß haben, und nicht auf eine naive Wunschvorstellung ihrerseits beruhen. Durch die Bergmeditation erlernen Sie gelassen wie ein Berg zu sein. Sie kultivieren Eigenschaften in sich, die Ihnen nur die Stille eines Bergs geben kann: Gelassenheit, Beständigkeit, Erneuerung, Zeitlosigkeit, Kraft, Erhabenheit, Anmut, und somit letztlich ein inneres Gleichgewicht. Lassen Sie sich von dem Berg (und diesem Artikel) inspirieren.
Hirnphysiologische Grundlagen zur (Berg-) Meditation
Unser Gehirn wird evolutionär gesehen in drei Bereiche unterteilt: In das Reptiliengehirn, in das limbische System, sowie in den Neokortex. Das Reptiliengehirn hat, als gemeinsames Erbe aller Wirbeltiere, eine reaktive Funktion; das limbische System ist für die Emotionen zuständig; und der Neokortex ist, evolutionär gesehen, die neueste Hirnstruktur und ist für das Denken zuständig – diese Unterteilung ist natürlich grob vereinfacht, reicht jedoch zum Verständnis der folgenden Ausführung völlig aus. Für unsere Zwecke ist das limbische System – das emotionale Gehirn – ganz besonders hervorzuheben, es soll deswegen hier ausführlicher beschrieben werden.
Das limbische System, auch emotionale Gehirn
Im limbischen System gibt es eine Ansammlung von Neuronen (Hirnzellen), die auch Amygdala (Mandelkern) genannt wird und die Aufgabe hat rasch auf Außenreize zu reagieren, um uns so vor Schaden zu bewahren. Die Amygdala ist eines der ältesten Hirnbereiche und wurde durch eine Zeit geprägt als es bei sich anbahnenden und reellen Konflikten um eine Gefahr für Leben und Tod handelte, und schnelle Entscheidungen Leben retten konnten. Emotionen waren – und sind immer noch – starke Signalgeber auf bekannte und unbekannte Bedrohungen (Säbelzahntiger). Heutzutage gibt es keine Mammuts und Säbelzahntiger mehr, jedoch gibt es weiterhin das Warnsignal der Angst – auch andere Emotionen blieben uns als evolutionäres Erbe erhalten. Die Bedrohungen gehen Heutzutage von ganz anderen Dingen aus – z.B. Stress, Reiz- bzw. Informationsüberflutung, … uvm. Die Reaktionsmuster sind aber immer noch die gleichen wie damals. Hierdurch kommt es immer wieder zu unpassenden und destruktiven Reizreaktionen auf vielfältige Stressoren – so z.B. Stress und Probleme am Arbeitsplatz -, auf die wir dann mit den unterschiedlichsten Symptomen reagieren: Bluthochdruck, Panikattacken, Übelkeit, … etc. Wir reagieren auf Stressoren so, als sei der Säbelzahntiger noch präsent und eine wirkliche Bedrohung. Für unser Gehirn – und somit auch uns – spielt dies sowieso keine Rolle. Es wirkt in jedem Fall real und zwingt das Gehirn zu einer evolutionär erlernten (Blitz-)Reaktion. Durch diese evolutionär bedingte hirnphysiolgische Tatsache werden wir von unseren Emotionen regelrecht überrannt, und geraten dann aus dem natürlichen Gleichgewicht. Schuld daran ist eine Überreaktion der Amygdala. Um dieses Gleichgewicht dauerhaft aufrechterhalten zu können, müssen wir einen für das Gehirn sicheren Weg finden, um die Signale aus der Amygdala auszuschalten. Diese Aufgabe übernimmt der linke präfrontale Lappen. Doch wie steuert man diesen Mechanismus an? Der beste Weg um dies zu erreichen, ist die uralte fernöstliche Praxis der Meditation, im speziellen die sogenannte Bergmeditation.
Die Bergmeditation – Die erhabenen Eigenschaften eines Bergs
Seit Menschen denken können galten Berge als heilige Orte und Inspirationsquellen, aber auch als Symbole für Kraft, Erneuerung und Beständigkeit. Berge stehen auch heute noch für majestätische Stille, und scheinen prädestinierte Meditationsorte zu sein, die durch ihre entschlossene Unbeweglichkeit zum Vorbild für jede geistige Schulung werden. Ein Berg ist sprichwörtlich eine erhabene Schöpfung und bleibt durch seine Größe von allem unbeeindruckt – weder Regen, noch Blitz oder Sturm hinterlassen an ihm wirkliche Spuren. Alles zieht an ihm vorbei. Er bleibt jedoch stets der gleiche Berg wie zuvor. All diese Eigenschaften – und mehr – wollen wir uns durch die Bergmeditation zutiefst aneignen. Wir wollen den Berg mit allem Respekt nachahmen. Perfektionieren können wir diese Nachahmung, indem wir die weiter unten beschriebene Bergmeditation auf einem echten Berg praktizieren.
Was uns der Berg lehrt
Im Grunde lernen wir durch die Bergmeditation nichts Neues. Wir erkennen und gelangen nur zurück zur inneren Stille und Kraft unseres eigenen Seins, das zutiefst, so wie auch der Berg, in zwei Welten wurzelt (Erde und Himmel). Die Gefühlsstürme ziehen an unserem wahren Selbst vorbei, ähnlich wie tosende Stürme an einem Berg vorbeiziehen und ihn unbeeindruckt hinterlassen würden.
Anleitung zur Bergmeditation
Der beste Ort zur Ausübung dieser Meditation, so schon erwähnt, ist ein echter Berg. Nicht immer liegt ein Berg vor der Haustür, so dass viele sich wohl oder übel mit den eigenen vier Wänden begnügen müssen. Wenn es wirklich nicht anders geht, so ist ihre Wohnung eine vertretbare Alternative zum Berg in freier Natur. Was Sie jedoch für diese Meditation in jedem Fall benötigen, sind ca. 10-30 Minuten Ihrer Zeit an einem stillen Ort, an dem Sie auch wirklich mit sich alleine sind bzw. ungestört bleiben – also keine Telefonanrufe, kein Kinderlärm, und keine sonstigen Verpflichtungen. Außerdem sollten Sie für den Anschluss an die Meditation einen Stift und einen Zettel bereithalten. Sie sollten Ihre Gedanken und Empfindungen aus der Bergmeditation aufschreiben. Sie sollten die Übung mit gekreuzten Beinen und auf einem Kissen sitzend durchführen. Sind alle diese Vorbedingungen erfüllt, so können Sie mit den nun folgenden Schritten (1-7) beginnen.
Bergmeditation – Eine Anleitung in 7 Schritten
Schritt 1: Die Achtsamkeitsatmung
Wie jede andere Meditation auch, beginnen Sie bei der Bergmeditation mit der sogenannten Achtsamkeitsatmung, d.h. Sie atmen ganz bewusst mit dem Zwerchfell, so dass sich nur Ihre Bauchdecke nach außen wölbt (nicht die Brust). Diese Zwerchfellatmung sollte für ca. 5 Minuten ausgeübt werden. Es lohnt sich, diese Art der Atmung vorher solange einzuüben, bis Sie einem problemlos gelingt.
Schritt 2: Visualisierung
Im Anschluss an die Achtsamkeitsatmung folgt eine Visualisierung. Stellen Sie sich einen erhabenen Berg mit seinem schneebedeckten Gipfel und seinen felsigen Steinhügeln vor, der sich majestätisch aus einer wunderbaren Grünlandschaft hervortut und in einen hellblauen, wolkenlosen und großartigen Himmel hineinragt. Lassen Sie in ihrer Vorstellung nach und nach weitere Details zum Berg aus ihrem Unterbewusstsein hervorsteigen. Das derzeitige Bild des Berges wird sich allmählich verändern – das vorherrschende Wetter des Bergs wird sich entsprechend ihrer Innenwelt und ihrem Grundgefühl ändern. Vielleicht wird sich die Gesamtwahrnehmung des Bergs in ihrer Visualisierung radikal anders sein, als das Bild dass Sie zu Beginn gesehen haben? Vielleicht wird es blitzen, stürmen, hageln, oder regnen? Vielleicht bleibt es aber auch sonnig warm und angenehm? Was letztlich in ihre Visualisierung des Bergs hineinfließt hängt davon ab, welches unbewusste Material in ihrem Inneren steckt bzw. in ihrem Verborgenen, im Alltag nicht wahrgenommenen brodelt. Die Bilderwelt, die langsam aufsteigt und die Vorstellung der Bergwelt vervollständigt, repräsentiert im Grunde ihre Innenwelt, die Sie normalerweise nicht wahrnehmen würden. Die Meditation macht diese Inhalte nach und nach bewusst bzw. legt diese frei. Eine Gelegenheit diese Sie unbedingt ausnutzen sollten.
Schritt 3: Das Wesen des Berges in sich aufnehmen
Lassen Sie nun diese Bergwelt, mit all den Gefühlen aus ihrer Innenwelt die dazu aufsteigen, auf sich einwirken. Beobachten Sie die ganze Szenerie aus der Stille heraus und lassen Sie alles geschehen. Identifizieren Sie sich mit allem und atmen Sie das entstandene Bild in sich hinein. Atmen Sie tief und lange ein und aus. Seien Sie diese Bergwelt; übertragen Sie alle Eigenschaften des Berges auf sich selbst; nehmen Sie das ganze Wesen des Berges in sich auf. Ihr Kopf wird zum Gipfel des Berges; Ihre Beine sind der Fuß des Berges; ihre Arme und Schulter sind die Steilhänge – Sie sind der Berg! Wenn Sie sich auf diese Weise ganz und gar mit dem Berg identifiziert haben, dann lassen Sie ihren Geist in der Meditation ruhen.
Schritt 4: Durchlaufen Sie alle Tages- und Jahreszeiten
Nun lassen Sie (Sie als Berg) einen ganzen Tag und eine ganze Nacht in ihrem Leben als Berg vergehen. Erleben Sie sich – intensiv – als ein Berg, auf dem die Morgen- und Mittagssonne scheint und wärmt; spüren Sie auch die eisige Kälte und den Wind der Nacht; sehen Sie das saftige Grün des Tages und das tiefe schwarz-blau der Nacht; schauen Sie zur Sonne und zum Mond – bleiben Sie dabei stets unbeeindruckt und still wie ein echter Berg, und lassen Sie alles an sich vorbeiziehen. Die Zeit spielt keine Rolle. Lassen Sie auf diesen Tag weitere Tage folgen. Durchlaufen Sie so alle Jahreszeiten: Sommer, Winter, Frühling, Herbst – mit allen jahreszeitlich typischen Widrigkeiten. Bleiben Sie auch hier völlig unbeeindruckt und Still, ganz genauso wie ein Berg.
Schritt 5: Loslassen
Nun saugen Sie sich ein letztes Mal in der Meditation mit all der Kraft des Berges voll: Gelassenheit, Gleichmut, Beständigkeit, Erhabenheit, Zeitlosigkeit, und all dem, was Sie sonst noch mit einem Berg in Verbindung bringen. Lassen Sie nun die Identifikation ein Berg zu sein vollkommen los. Kehren Sie zu ihrem Selbstbild aus dem Alltag zurück, bleiben Sie jedoch hierbei weiterhin in tiefer Meditation. Begeben Sie sich nun in ihrer Vorstellung als Mensch auf die höchste Spitze des Berggipfels, und hierauf noch weiter in den Himmel hinaus. Beobachten Sie von hier aus ihr Leben als Berg, und hiernach auch all das Leben, das sich um den Berg herum abgespielt hat. Schauen Sie anschließend auf ihr eigenes Alltagsleben vor der Meditation. Achten dabei ganz genau auf alle Veränderungen der Perspektive, die sich beim Blick auf dieses Leben einstellen. Wie sehen Sie ihr Leben, ihren Alltag jetzt? Was hat sich verändert und was nicht?
Schritt 6: Beenden der Meditation
Beenden Sie die Meditation und atmen Sie hiernach noch eine Weile lang tief ein und aus – solange bis Sie in ihrem Alltag eingekehrt sind, oder solange bis Sie deutlich spüren, dass Sie die Meditation für Heute abgeschlossen haben. Der Entschluss dazu bleibt ganz ihnen überlassen. Öffnen Sie daraufhin ihre Augen und bewegen Sie ihren Körper langsam und behutsam im Meditationsraum. Sie können sich auch Strecken. Machen Sie bereit über das Erlebte zu reflektieren bzw. darüber zu schreiben.
Schritt 7: Gedanken aufschreiben
Nachdem Sie voll und ganz in ihren Alltag eingekehrt sind machen Sie sich daran, auftauchende Gedanken, Bilder, Gefühle, sowie gewonnene Erkenntnisse und Einsichten aus der Bergmeditation in ein Notizbuch aufzuschreiben. Stellen Sie sich hierbei folgende Fragen:
- Welches Wetter herrschte in ihrer Vorstellung auf dem Berg?
- Was könnte dieses Wetter in Bezug zu ihrem Leben bedeuten?
- Welche Parallelen gibt es zu ihrem Leben?
- Was haben Sie von diesem Berg gelernt?
- Was können Sie aus dem Gelernten im Alltag umsetzen?
Umso öfter Sie diese Meditation ausüben, umso intensiver wird ihr Erleben während jeder weiteren Bergmeditation werden, und umso effektiver und heilvoller werden ihre Erfolge damit sein. Der beste Ort – ich wiederhole mich hierfür gerne – an dem Sie diese Meditation praktizieren können, ist der an einem echten Berg. Gönnen Sie sich ruhig mal einen Kurztrip in die Berge – nur Sie allein. Viel Erfolg…