Reines Nikotin ist eines der stärksten Gifte, die der Menschheit bekannt sind – bereits 5 mg können bei Erwachsenen tödlich wirken. Viele Raucher scheinen erstaunlicherweise recht wenig über ihr Lieblingssuchtgift zu wissen – diesen Mangel an Wissen möchte ich, so gut es geht, durch diesen Artikel beseitigen. Lesen Sie weiter, wenn Sie folgendes wissen möchten: wie gelangt das Nikotin in Ihren Körper und wie entfaltet es seine gefährliche Wirkung? Was genau macht eigentlich süchtig beim Nikotin? Warum ist die erste Zigarette des Tages die Beste? Zu welchen Symptomen kommt es bei einem Nikotinverzicht – und wie bedenklich sind diese? Was ist das eigentliche Problem bei einem Verzicht? Und was hat die Tabakindustrie mit all dem zu tun – ist Sie ein unschuldiger Dienstleister?
Nikotinresorption im Körper
Die Giftstoffe aus der Zigarette werden zu einem kleinen Teil über die Schleimhaut der Mundhöhlen aufgenommen; der Großteil der Resorption geschieht über die Lunge. Der Körper resorbiert und verwertet dieses Gift sehr rasch – etwa nach 7 Sekunden gelangt bereits ¼ des Nikotin ins Gehirn, und bereits nach 5 Minuten ist der maximale Nikotinspiegel im Blut erreicht; hierauf beginnt der allmähliche Abbau – es dauert ca. 30 Minuten, bis unsere Leber das Nikotin und weitere Giftstoffe aus dem Zigarettenqualm so umgewandelt hat, das es mit dem Urin ausgeschieden werden kann. Damit sinkt der Nikotinpegel, und der Suchdruck nach dem nächsten Zug aus einer Zigarette steigt. So benötigt man im Durchschnitt 10-15 Zigaretten am Tag, manche auch mehr, um den gewohnten Nikotinspiegel im Blut gleichbleibend hoch zu halten – andernfalls bestimmen Unlust und Entzugserscheinungen den Tagesverlauf.
Nikotinwirkung im Körper
Das Nikotin verändert die Acetylcholinproduktion im Körper; Acetylcholin in ein Neurotransmitter, d.h. ein Botenstoff, das im Nervensystem wirkt. Bereits eine kleine Dosis Nikotin lässt die Produktion steigern, und führt zur Anregung der Gehirnfunktion, einer Beschleunigung des Herzschlags, sowie zu einer vermehrten Hormonausschüttung der Nebennieren; höhere Nikotindosen hingegen hemmen die Acetylcholinproduktion, was zu einer Hemmung der davon abhängigen Herz-Hirn-Nebennieren-Funktion führt. Die damit einhergehenden Erkrankungen im Einzelnen zu beschreiben, würde den bescheidenen Rahmen dieses Artikels sprengen. Ich verweise Sie deshalb auf ausführlichere Equapio-Artikel.
Nikotin – reine Absicht der Industrie
Das enorme Suchtpotential des Nikotins im Tabak, ist der Tabakindustrie bereits seit etlichen Jahrzehnten bekannt. Noch vor den staatlichen Studien stellte die „Multi-Milliarden-Dollar-Tabakindustrie“ eigene groß angelegte Forschungen an – natürlich zum Selbstzweck, um so u.a. gezielt die Suchtwirkung zu steigern und die Effekte einzelner Stoffe zu modifizieren. Die Industrie hat Unsummen in Ihr Produkt gepumpt – und tut dies auch weiterhin. Nichts wurde und wird dem Zufall überlassen.
Nikotinwirkung – Ein gezielter Angriff auf die Hirnchemie
So ist es auch kein Zufall, dass das Nikotin in Form von Zigaretten daherkommt; das Rauchen von Tabak stellt nämlich die wirksamste und effektivste Form der Nikotinverabreichung dar – insbesondere die Neurochemie wird so beeinflussbarer. Das Nikotin gelangt durch das Rauchen über eine Zigarette sogar wesentlich schneller an seinen eigentlichen Wirkort – dem Gehirn -, als durch eine Spritzeninjektion; es passiert mit Leichtigkeit die sogenannte „Bluthirnschranke“ und gelangt somit blitzschnell ins Gehirn, wo es seine volle Wirkung entfaltet. Zunächst regt das Nikotin die Freisetzung von Botenstoffen (u.a. Dopamin) und Hormonen (u.a. Adrenalin) an – in Folge dessen Folge steigen die Herzfrequenz und der Blutdruck; der Hautwiderstand und die Körpertemperatur sinken hingegen. Nikotin bewirkt ein chemisch-hormonelles Ungleichgewicht, was dann nur durch die erneute Aufnahme von Nikotin ausgeglichen werden kann.
Die erste Zigarette am Tag ist die Beste
Morgens nach dem Aufwachen ist das Verlangen nach einer Zigarette besonders stark ausgeprägt, was daran liegt, das die Schlafperiode der Nacht eine Abstinenzzeit darstellt und somit wie ein Nikotin-Fasten wirkt – der Nikotinspiegel ist morgens bei null. Alle weiteren Zigaretten werden geraucht, um das Niveau der ersten Zigarette des Tages aufrechtzuerhalten.
Typische Entzugssymptome beim Nikotinverzicht
Wenn man den Körper für eine gewisse Zeit nicht mit der Menge an Nikotin versorgt, den es durch das langjährige Rauchen gewohnt ist, reagiert es mit Entzugserscheinungen. Diese können bei jedem Raucher ganz individuell in ihrer Ausprägung und Stärke auftreten. Zu den häufigsten Symptome gehören: Aggressivität, Verstimmungen und (unklare) Angstzustände, Depressionen, schlechte Laune, Gereiztheit, Kopfschmerzen, diffuse Missempfindungen, verringerte Stresstoleranz, Nervosität, Unruhe, Zittern, Schweißausbrüche, gesteigerter Appetit, Lust auf Ersatzbefriedigungen (wie Schokolade), sowie allgemeines Unwohlsein, Herz-Kreislauf-Beschwerden und andere funktionelle Störungen des Organismus; und natürlich ein starkes Verlangen nach einer Zigarette (Nikotin).
All das sind klare Anzeichen dafür, welch enormen Einfluss das Nikotin auf den Körper hat und wie tief es in sein Funktionieren hineinreguliert. Ich weiß: Das klingt ziemlich hart. Dennoch sind die Symptome eher harmlos und unbedenklich – jedenfalls zu Beginn einer Raucherkarriere. Mit einigen Hilfsmitteln kann man sie deutlich abmildern.
Das wirkliche Problem beim Nikotinverzicht
Weitaus größere Hindernisse stellen das Rauchverlangen und die Macht der Gewohnheit dar. Ein gezieltes Training des Verhaltens nach dem Entzug, eine Bearbeitung der verborgenen Rauchmotive, eine klare Einsicht bzw. Bekenntnis zur Sucht, sowie die bewusste Wahrnehmung seiner eigenen psychischen Muster, sind die beste Strategie für eine Raucherentwöhnung, die auch dauerhaften Erfolg zeigen soll.